7. Kunst und Kultur

In Schweden gibt es unter den Studenten Sittning Parties. Das sind eigentlich Dinnerparties, wo man zwischendurch singt, trinkt und isst. Wir versuchen tatsächlich schon länger an einem teilzunehmen, aber das ist gar nicht so leicht. In Chalmers gehört nämlich jeder Student einer Fraktion an – es sei den man ist Austauschstudent. Die meisten Sittnings sind tatsächlich beschränkt auf Studenten von der Fraktion, die das Sittning organisiert. Ein bisschen schade, aber diese Woche ist Equality Week und da gibt es auch ein Barbie Sittning für alle. Meistens haben Sittnings Mottos und man zieht sich dafür auch passend an. Das Sittning ist im universitätseigenen Club und passend dekoriert. Auch die Gäste tragen alle pink und es sind sicher mehr als fünfzig Leute da. Ich habe Glück und lande neben einem Schweden, der mir alles übersetzt. Die Moderation von Barbie und Ken ist nämlich leider nur auf Schwedisch. Es gibt ein Liederbuch und wir starten gleich mit dem ersten Lied hinein. Genau kenne ich das Lied nicht, aber mir wird erklärt, dass es meistens bekannte schwedische Lieder sind, die zu Trinkliedern umgedichtet worden sind, oder Trinklieder. Das Essen besteht aus drei Gängen und ist ziemlich gut. Ab und zu wird ein Lied angekündigt und dann singt die ganze Runde oder es kommen Leute auf die Bühne und performen einen kleinen Skit. Als Applaus wird immer wieder das gleiche Lied gesungen und am Ende kann ich zumindest ein bisschen mitsingen. Wenn der Skit nicht gut war, dann wird auf den Tisch gehauen und was Neues verlangt. Nicht jede Gruppe hat etwas zweites vorbereitet, aber im Ganzen schon ziemlich witzig und definitiv etwas was man in Schweden ausprobieren sollte, wenn man die Change kriegt.

Nach einem Sittning gibt es natürlich auch eine Afterparty, aber da die Leute in der Zwischenzeit den Club wieder aufräumen müssen, gibt es ein Mellanfest. Wörtlich übersetzt heißt es Zwischendurchfest und eigentlich sucht man sich eine Gruppe, die in ihrem Aufenthaltsraum Alkohol verkauft und feiert. Wir haben strategisch herausgefunden, dass die Physiker etwas organisieren und wollen uns dran hängen. Zufällig kenne ich aber die Schwester von Barbie, der Moderatorin, weil wir gemeinsam im Chor sind, und beide nehmen uns alle mit. Der Physikerraum ist leider überfüllt und es war auch ein Aufnahmeritual für einen Fotoclub, deswegen führen uns die Schweden durch eines der Gebäude. Alleine werde ich nicht mehr hinfinden, aber irgendwann sind wir in einem Aufenthaltsraum von den Chemikern, wo wir dann die Zeit zwischen durch verbringen. Alkohol trinken ist zwar nicht erlaubt, aber solange wir alles wegräumen, haben die Chemiker kein Problem mit uns. Es wird viel getratscht und die Schweden probieren ihre Deutsch – und Französischkenntnisse aus. Ich vielleicht auch 🙂 Die Afterparty geht dann auch noch lange und im Großen und Ganzen war es ein sehr gelungener Abend.

ESN organisiert ja vieles und dabei ist auch eine Opernführung auf Englisch. Wir haben uns schon Tickets für ein Musical organisiert und beschließen, dass wir auch hinter die Kulissen schauen wollen. Das Operngebäude ist sehr modern und groß. Wir probieren gleich unsere Plätze aus und sind sehr zufrieden, sehen sollten wir dann alles. Aber der interessante Teil ist ja dann eher erst Backstage. Dort werden wir durch die Maske, wo alle geschminkt werden und Perücken geführt und kriegen alles genaustens erklärt. Tatsächlich sehen wir nur einen kleinen Bruchteil der Perücken aber die Oper hat noch ein ganzes Lager nur voll mit Perücken. Auch für ihre Kostüme haben sie nicht nur im Keller ein Lager, sondern auch noch außerhalb der Stadt eine Lagerhalle für Kostüme und Bühnenteile. Trotzdem gibt es natürlich noch eine riesige Schneiderei und drei verschiedene riesige Werkstätten um die ganzen Bühnen zu bauen.

Aber wo wir schon beim künstlerischen sind: wir neuen Chorfrauen wurden ja von den Männern mit einem Liebeslied begrüßt, also geben wir das auch zurück. Ich bin leider die Einzige in meiner Stimme, aber ein Sopran 2 hilft mir dann doch. Und zehn Jahre Chorgesang hat dann doch bei meinem Blattsingen sehr geholfen. Sogar mit ein bisschen Choreografie begrüßen wir die neuen Männer mit “Utan dig” (Ohne dich). Ich muss sagen ich finde die Rituale des Chores schon sehr cool. Also zum Beispiel Fika (Kaffeepause) während der Probe, wo jede Stimme alle vier Wochen Essen vorbereitet, kann man ruhig auch in Österreich einführen. Auch hat unser Chor verschiedene Komitees, unteranderem das Aufbaukomitee und das Partykomitee. Ich habe mich letzterem angeschlossen und freue mich schon diverse Feiern mitzuorganisieren.

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