Chalmers hat einen eigenen Chor und ich melde mich auch dafür an. Allerdings ist es nicht ganz so leicht, man muss nämlich zu einem Vorsingen gehen. In der Bim zum Vorsingen fällt mir auf, dass ich keine Noten dabei habe. Glücklicherweise bin ich noch ein bisschen früher da und gehe meine Noten ausdrucken. Und als ich durchs Foyer eile, sehe ich mehrere Leute tanzen. Allerdings ist es doch dann sehr knapp geworden, deswegen konnte ich sie nicht fragen wie oft sie da sind. Das Vorsingen läuft gut und ich bin suche schnell die Tänzer. Die sind tatsächlich jede Woche da und sie adoptieren mich sofort. Ich lerne nicht nur schwedischen Bugg, sie lernen auch Discofox. Hat sich doch noch ausgezahlt zurück zu gehen – und im Chor bin ich im Endeffekt auch aufgenommen worden.
Mein finnischer Mitbewohner spielt im Eishockeyteam unserer Uni und macht bald Werbung für ein Spiel gegen die Stockholmer Uni. Er steht zwar selbst nicht am Eis weil er erst frisch im Team ist, aber hingehen würd er schon. Die Karten sind billig und es finden sich dann doch mehrere Leute für das Spiel. So wichtig kann das Spiel dann doch nicht gewesen sein, weil es sind nur 5 Fans aus Stockholm angereist, allerdings finden sich dann doch 600 Gäste von Göteborg laut Ansage. Das Spiel startet gut, die meiste Zeit führen die Jungs aus Chalmers. Zwar ziemlich brutal, aber zumindest tragen sie Schutzgewand. Allerdings holen die Stockholmer auch gut auf und tatsächlich schießen sie dann das ausgleichende Tor in den letzten 10 Sekunden. Auch in der Verlängerung, die zwar nur fünf Minuten dauert aber dafür weniger Spieler am Feld sind, tut sich kein Sieger hervor. Also kommt es zu den fünf – fünf Penaltyshots. Und auch da bleibt es spannend bis zum letzten Tor, dass dann doch den Sieg für Chalmers bestimmt. Muss schon sagen, wir haben alle ziemlich mitgefiebert.
Als ich am Montag gemütlich um ca 11 Uhr in der Uni sitze und lerne, bekomme ich plötzlich eine mysteriöse SOS SMS. Nach kurzen Google Translate erfahre ich, dass es einen Großbrand in meiner Nähe gibt und man wegen starker Rauchentwicklung nicht rausgehen soll. Ein paar Kollegen schicken dann auch Bilder, der Vergnügungspark, nicht weit entfernt von mir, brennt lichterloh. Später finden wir heraus, dass es der neu gebaute und noch nicht eröffnete Wasserpark ist. Die Videos von den Explosionen sind auch sehr beeindruckend und die Rauchsäule hat man noch lange gesehen. Leider beginnt es auch am nächsten Tag am Abend, gerade als wir mit der Bim vorbeifahren, wieder zu brennen – also eröffnen werden sie leider im April nicht können, da fast alle in Schutt und Asche liegt.
Am Montag habe ich aber auch meine erste Chorprobe. Ich bin im Ladieschor aufgenommen. Es gibt noch den Männerchor und den Kammerchor, aber in dem Kammerchor konnte ich nicht, weil er sich mit meinen Tanzkursen überschneidet. Ich bin nicht die Einzige, die nicht Schwedisch spricht, aber die Proben sind in Schwedisch. Tatsächlich nicht ganz so schlimm, weil ich bin umgeben von Schwedinnen, die mir beim Übersetzen helfen. Der Ladieschor hat eher ein Poprepertoire, also nicht die Art von Chorgesang, die ich gewohnt bin. Aber es ist schon ziemlich cool. Mitten in der Probe werden wir auch vom Männerchor mit einem Liebeslied überrascht. Es ist nämlich Tradition, dass die neuen Frauen von den Männern mit einem Liebeslied begrüßt werden. Anders herum ist es natürlich genauso, schauen wir mal ob ich dort Zeit habe um mitzusingen. Außerdem kriegen wir auch unsere eigenen Chalmersdamenchor- und Gesamtchorsingbücher und werden nach der Probe im Clubraum mit Essen empfangen. Auf englisch haben sie die Gemeinschaft eine Sorority genannt und so fühlt es sich auch an – im Positiven natürlich. Natürlich sind wir ein Chor, deswegen wird beim Essen auch noch die verschiedensten Lieder aus den Büchern gesungen und natürlich viel getratscht – alle Namen kann ich mir hier sicher nicht merken.
Die Schweden haben keine Krapfen, sie haben Semla. Das sind gebackene süße Brote mit Marzipanecreme und Schlag. Und Faschingdienstag ist Semlatag und zufällig auch Language Cafe in unserem Lieblingsstudentencafe. Also holen wir uns natürlich dort am Abend Semla und versuchen unser bestes Schwedisch. Großteils bleibt es allerdings dann doch bei Englisch, weil wir leider alle keine Schwedischkurse besuchen können und uns nur mit Duolingo durchschlagen.
Und wo wir grade bei Essensbildern sind, am nächsten Tag waren wir in einem Cafe in Haga. Haga ist eines der Highlights von Göteborg, eine sehr süße Straße mit vielen Cafes und kleinen Shops. Und da haben sie riesige Zimtschnecken, Kanelbulle, und sonst natürlich auch nur gute Sachen.