Eine Geschichte hab ich euch tatsächlich letztes Mal vorbehalten – die epische Suche nach Eislaufschuhen. In Göteborg gibt es nämlich Fritidsbanken – Freizeitbanken. Hier kann jeder gratis alle Sport- oder Freizeitausrüstung ausborgen, die das Herz begehrt. Man muss es nur nach zwei Wochen zurück bringen. Und zwei Mädels, die schon länger da sind haben uns erzählt, dass es einen netten See in der Nähe gibt und Samstag der letzte Tag zum Eislaufen ist, danach wird es viel wärmer. Naja, wieder einmal Plusgrade zu haben ist sicher schön, aber wir beschließen am Freitag Eislaufschuhe aufzutreiben. Und das gestaltet sich schwierig, weil anscheinend mehrere Leute die Idee haben. Die nächste Fritidsbank hat schon keine Schuhe mehr, werden wir vorgewarnt, also fahren wir ein bisschen weiter raus. Wir sind zu fünft und brauchen sieben Eislaufschuhe. In dem Geschäft finden wir nur ein Paar in der richtigen Größe und wir suchen uns die nächste Fritidsbank noch weiter außerhalb aus. Anrufen können wir nicht und wir beschließen auf gut Glück dort hinzufahren. Und tatsächlich kriegen wir dort die allerletzten vier Paar Schuhe. Ein paar von müssen vielleicht ein bisschen schwimmen in den Schuhen oder Cinderella spielen, aber zumindest haben wir mehr Schuhe und herumtauschen können wir ja noch immer. Über einen online Marketplace schaffen wir es noch ein Paar auszuborgen und somit starten wir fast perfekt ausgerüstet am Samstag zum See.
Naja, wir müssen zugeben, wir haben auch einen großartigen Geheimtipp verwendet. Der See ist zwar sehr bekannt und normalerweise sind viele Leute dort, aber wenn es über Nacht schneit, kommen keine Locals dort hin zum Eislaufen, weil das nicht wirklich geht. Zumindest ist der See nicht mit Menschen voll, dafür aber mit Schnee. Bisschen planlos stehen wir doch da, bis wir ein tapferes schwedisches Paar mit Schaufel sehen. Er hat eine kleine Fläche freigeschaufelt und lässt uns gerne auch mit Eislaufen. Er beginnt sogar noch eine weitere Bahn zu Schaufeln. Irgendwann wechseln wir uns dann doch alle beim Schaufeln ab und können doch unsere hart erkämpften Eislaufschuhe nutzen.
Trotz sehr frühen Deadlines im Semester lassen wir uns nicht aufhalten und genießen die verschiedensten Events. Besonders am Anfang vom Semester organsieren mehrere Organisationen Events um Leute auch zu den verschiedenen Vereinen zu locken. Zum Beispiel beschließen wir einmal Luftgewehrschießen zu gehen. Und wie soll ich sagen. Ich bin eindeutig zu blind dafür. Während alle anderen durchaus ihre Ziele treffen, sehe ich nicht einmal durch das Zielrohr das Fadenkreuz. Gemeinsam mit einem von den Erfahrenen versuchen wir das Problem herauszufinden, aber entweder können meine Augen doch nicht richtig fokussieren oder stell mich wirklich blöd an. Ich muss sagen ich war sehr erstaunt, wie sie mir erzählt haben, dass ich das Fadenkreuz und die Wand durch das Zielrohr sehen sollte. Ich hab nämlich nur Weiß gesehen, trotz richtiger Haltung.
Wir haben beim Pubcrawl den eigenen Club der Uni ausgelassen, deswegen beschließen wir das nachzuholen. Außerdem haben meine Mitbewohner auch beschlossen, dass wir alle einmal gemeinsam fortgehen müssen, damit sie uns ihre Lieblingspubs zeigen können. Somit starten wir in einem australischen Pub, wo wir auch ein paar andere internationale Studenten treffen und sie gleich auf den Weg zu Gasquen, dem Chalmersclub, einpacken. Man kommt dort zwar nur rein wenn man Chalmersstudent oder das Plus 1 ist, allerdings fälschen sich die GU Studenten (man könnte sagen die Göteborger KF) mithilfe von Snapchat professionell den digitalen Chalmerausweis und somit kommen wir alle rein. Wir haben zwar gewusst, dass die Schweden erst gegen Mitternacht wirklich sich vor den Clubs stauen, deswegen sind wir anfangs noch ein bisschen alleine in dem Club, aber auch der fühlt sich ziemlich schnell. Wahrscheinlich auch, weil man hier wieder einen großzügigen Studentenrabatt auf Getränke und Eintritt bekommt. Wie soll ich sagen, dieses Mal sind die Busse tatsächlich bis 3 Uhr in der Früh gefahren und es hat sich ausgezahlt.
Vielleicht erinnern sich manche noch, dass ich mich eine Stunde in der Schlange für ein Saunaticket angestellt habe. Ja, das war am nächsten Tag um eins. Wäre eh ganz ok gewesen, allerdings habe ich auch um 11 bei einem Swedish Culture Brunch von ESN zugesagt. Naja, es gibt zumindest gratis Essen. Gut gestärkt, aber vielleicht ein bisschen müde, starten wir dann Richtung Härryda. Im Bus fühle ich mich allerdings schon wieder sehr heimisch, es wird fast nur Deutsch gesprochen. Bei der Sauna angekommen, bin ich echt erstaunt. Es sind drei riesige Kabinen, in denen jeweils bis zu 25 Leute Platz haben und laut einer Freundin, die schonmal hier für ein Wochenende gebucht hat, auch sehr billig. Es ist direkt an einem See und jede Kabine hat natürlich eine Sauna.
Die Organisatoren versprechen uns, dass die Sauna in zehn Minuten warm ist und wir bekommen eine geniale Idee. Wir könnten einfach jetzt schon Eisbaden gehen, weil momentan ist keine Schlange um in das Loch im See zu kommen und uns dann direkt in der Sauna aufwärmen. Also warten wir noch kurz und dann gehts es schon ab ins kalte Wasser. Lang haben wir es nicht genossen, aber dann sind wir schon ab in der Sauna. Nur um dort wieder im Kalten zu sitzen. Anscheinend hat der Gasofen nicht funktioniert und jetzt versuchen sie den Holzofen anzufeuern. Als Deutschsprachige war ich hier wieder groß im Vorteil, weil ich habe alles verstanden, was die Deutschen gejammert haben und wie gut es grad dem Feuer geht. Naja, irgendwann haben sie dann beschlossen, dass sie vielleicht in den Ofen blasen sollten. Wie soll ich sagen. Wir haben die ganze Sauna durchlüften müssen um den Rauch raus zu bekommen. Aber irgendwann ist es dann doch wieder warm geworden und wir sind ein bisschen zum Schwitzen gekommen.
Ganz idyllisch schließen wir den Trip mit einem Sonnenuntergang direkt am zugefrorenen See ab. Hat schon was.