0. Prolog

Ein neues Abenteuer startet – Auslandssemester in Schweden auf der Chalmers in Göteborg.
Und wie jede gute Geschichte beginnt, gibt es auch einen Prolog.
Ein Auslandssemester muss ja organisiert werden und das Wichtigste ist fast ein Zimmer zu finden. Manche Leute können sich da gemütlich zurücklehnen und kriegen von der Uni ein Zimmer zugeteilt, Erasmusstudenten auf Chalmers leider nicht. Damit beginnt die Suche. Von Familien, die grad Kinder kriegen bis zu 40 jährigen Männern, die nur mit jungen Frauen zusammenwohnen wollen, gibt es alles. Schließlich beschliesse ich über meinen jungen Schatten zu springen und zu schauen ob man auf Facebook was findet. Da gibt es Angebote, aber auch die sind noch nicht komplett überzeugend. 500€ für ein 25m2 Zimmer, dass ich mir mit einer Italienerin teile, ist doch nicht soo optimal. Bei einem Vorbereitungsevent scherzeln wir 8 TUler die nach Chalmers gehen, ob wir uns nicht einfach alle gemeinsam eine Villa suchen sollen. Während ich allerdings ein wenig später so durch die diversen Gruppen suche, wird plötzlich ein Zimmer in einer 6er WG gepostet. Nach schnellen durchlesen und Videocall, beschließe ich, dass es das wird.
Passt, erstes Ding abgehackt. Irgendwann komm ich allerdings darauf, dass sich eine Deadline ganz böse vor mir versteckt hat. Vielleicht hätte es mir komisch vorkommen sollen, dass die Anderen schon alle gewusst haben was sich anrechnen lässt, allerdings wollte ich vielleicht unterbewusst doch einen kleinen Schrecken haben und somit beginnt der Stress sich den Anerkennungsbescheid 2 Wochen zu spät um 1 Uhr in der Früh zu machen. Der Erasmuskoordinator ist noch dazu auch auf Urlaub, aber es hätte mich auch gewundert wenn er mitten in der Nacht geantwortet hätte. Die Unterschrift vom Dekanat, die normalerweise bis zu einem Monat braucht, hab ich tatsächlich innerhalb von drei Tagen organisiert und sobald der Koordinator zurück ist, liegt sogar alles schon auf seinem Tisch.
Die Zusage von Chalmers hat sich dann auch noch im Spamordner versteckt aber bald habe ich alles und melde mich auch ganz brav zu meinen Kursen an. Naja. Vielleicht hab ich mich doch zweimal für alles angemeldet, weil sich meine Kurse dann doch zu fast 80% überschnitten haben. Aber glücklicherweise habe ich ja meinen Joker Elsa, die schon seit längerem auf Chalmers studiert, und mir verraten hat wo man alles findet.
Damit kommt der Abflugstag immer näher. Eine Abschiedsfeier gibt’s noch, viele Umarmungen und ein paar Tränen später, stehe ich schon um 5 Uhr in der Früh am Flughafen.

1. Ankommen & Einleben

Den größten Teil meines Fluges nach Göteborg verschlafe ich, aber als ich aufwache sehe ich tatsächlich schon die weißen Weiten von Schweden.

In Göteborg angekommen holt mich Karin vom Flughafen, ein richtiger Luxus wenn man alle Gepäcksbestimmungen ausgemaxt hat. Ich bekomme auch Essen aber dann wird es doch irgendwann Zeit in meine Wohnung einzuziehen. Das Haus liegt etwas außerhalb. Dort angekommen treffe ich meine erste Mitbewohnerin, die hat allerdings nicht viel Interesse an mir und verschwindet gleich wieder. Naja ein paar Sachen kann ich noch herausfinden und zumindest haben wir einen Putzplan. Klopapier wollte sie am Anfang allerdings nicht teilen. Das Geschirr, dass in der Küche steht, darf ich allerdings mitbenutzen. Da dort keine Teller oder Besteck ist und ich keine Decke hab, muss ich sowieso zum Ikea. Eine authentische Erfahrung, die man sicher machen muss.

Hier geht die Sonne ja schon früher unter und es wird sehr kalt. Naja, dafür schauen die Bäume schon ein bisschen magisch mit ihrem Raureif aus.

Ikea sieht in allen Ländern gleich aus, nur dass ich hier noch weniger verstehe. Naja die Bildererkennung von Google wird wahrscheinlich zu meinem besten Freund hier. Mit einer warmen Decke, ich traue unserer Heizung nicht und es kommen noch zumindest -15 Grad auf uns zu, und Geschirr starte ich den Heimweg. Naja am Heimweg stolpere ich noch über einen riesigen Coop und kaufe das Nötigste ein.

Hier kann ich auch gleich mal eine kleine Lobrede an die Göteborger Öffis verbreiten. Beziehungsweise ihre App. Man kauft das Ticket online und zeigt es beim Einsteigen her. Es ist dann doch etwas teurer als in Graz. Hier zahle ich für 90 Tage gleich viel wie in Graz für ein halbes Jahr. Allerdings war klar dass es hier teurer werden wird. Dafür kann man das Ticket herborgen, per Link, wenn man will und die Busse fahren fast die ganze Nacht durch. Auch zu mir obwohl ich außerhalb lebe. Außerdem kann ich die Busse in der App tracken, kann schon sehr praktisch sein wenn man spät dran ist.

Naja, ganz darf ich meine schwedischen Mitbewohner doch nicht unter den Bus werfen, am Abend lerne ich noch zwei weitere Mitbewohner kennen und die sind doch bereit mit mir zu reden und sind auch ganz nett. Ein Zimmer ist allerdings noch frei und am nächsten Tag weiß auch warum. Ich bin nicht die einzige Austauschstudentin im Haus, ein Finne ist auch hier und zieht frisch ein. Zufällig sind wir auch auf der gleichen Uni, das heißt zumindest können wir uns morgen gemeinsam Verirren am Weg zum Orienteering.

2. Orienteering

Naja, ganz so stark ist das Orienteering doch nicht zu Verfehlen, man muss nur den deutschen Stimmen folgen. Tatsächlich würde ich sagen, dass die Deutschen und Österreicher am zahlreichsten hier vertreten sind. Ich habe allerdings beschlossen, dass ich mich weigere Deutsch mit anderen Studenten zu sprechen, schließlich bin ich nicht hergekommen um nur deutsch zu reden.

Nach einer Vorstellungsrunde von allen möglichen Organisation, werden wir auch schon weitergeschickt zum Studentenkartenabholen und Registrieren. Beim Studentenkarten abholen, profitieren wir davon, dass wir noch im Vortrag draufgekommen sind, dass wir noch einen Studienbeitrag einzahlen müssen und sind sogar fast die ersten beim Fika (typisch schwedische Kaffeepause) und geniessen unsere Zimtschnecken. Dort sammeln wir uns auch bald als sehr international gemischte Gruppe, auch wenn ich natürlich über die erste Grazerin stolpere. Aber was soll ich sagen, wir sind zu acht aus Graz da, es war klar dass wir uns irgendwann einmal treffen werden. Danach beschließen wir auch gleich die örtliche Cafeteria auszuprobieren und ich bemerke, dass ich in Schweden anscheinend einen großen Vorteil habe. Die Schlange bei Fleisch war ziemlich lange, bei vegetarisch und Fisch – niemand. Naja, vielleicht war auch nur heute das Menü so, aber sonst könnte ich schon damit leben, immer sofort zu meinem Essen zu kommen.

Noch ist die Sonne nicht untergegangen, deswegen beschließen wir noch einen kleinen Spaziergang durch Göteborg zu machen. Eigentlich wollten wir ja nur zur Skansen Kronan, einem netten kleinen Hügel in Göteborg mit Turm drauf, allerdings stolpern wir dort natürlich über einen anderen Aussichtspunkt.

Von dort aus spazieren wir dann doch noch zum Skansen Kronan, wo wir dann geschickt mit einem handgeschriebenem Zettel “Glögg 10 Kronen” auch in eine kleine Hütte direkt am Hügel gelockt werden. Und das war wahrscheinlich die klischeehafteste schwedische Hütte in der ich bis dahin war. Der Verkäufer hat das Feuer für uns im Kamin geschürt, die Größeren unter uns haben nur gebückt gehen können und es war generell sehr rustikal eingerichtet.

Dann haben wir tatsächlich noch den Sonnenuntergang geschafft, aber wenn die Sonne weg ist, wird es auch sehr schnell kalt, deswegen haben wir uns dann doch wieder zerstreut.

Am Abend wollen wir aber doch noch zu einer Willkommensfeier gehen und treffen uns davor in einem Pub. Dort ist zwar eine Bachatatanzparty, aber ein paar ruhige Ecken finden wir doch noch. Als wir dann doch zum Club kommen wo die Feier sein sollte, treffen wir nur verwirrte Studenten. Nach längerem Herumfragen finden wir heraus dass die Feier um eine Woche verschoben wurde. Naja so ganz sind wir uns nicht sicher ob wir gescamt worden und ein bisschen enttäuscht geht es wieder zurück in das Pub.

Auch am nächsten Tag gibt es noch einen Programmpunkt, die Campustour, in Phaddergruppen. Wie üblich sind viele Deutsche in meiner Gruppe, aber auch zwei Studenten aus Taiwan. Ich muss sagen der Großteil unserer Gespräche war, wie man sich warm anzieht – beide haben noch nie Minusgrade erlebt. Irgendwann komm ich auch drauf, dass ich bei der falschen Gruppe bin. Nicht schlimm, aber eigentlich kannte ich aus meiner richtigen Gruppe schon jemanden und habe ihr versprochen, dass wir uns treffen. Hier muss ich zugeben, dass ich erst drauf gekommen dass ich in der falschen Gruppe bin, als sie in einer anderen Gruppe vorbei spaziert ist. Bis dahin dachte ich dass sie verschlafen hat.

Der Campus ist riesig, auch mit Campustour werde ich mich hier öfters verirren. Naja, liegt vielleicht auch daran dass meine Tourguides erst seit sechs Monaten in Schweden studieren und keine Zugangsrechte für alle Gebäude haben. Tatsächlich braucht man für die meisten Gebäude seine Zugangskarte plus eigenen Code. Für die Klassenräume braucht man die Karte immer. Ein bisschen unpraktisch. Zumindest in die Bibliothek und die universitätseigene Kletterhalle kommen wir rein.

Dann besuchen wir noch den anderen Campus, Lindholmen. Der ist 20 Minuten mit dem Bus entfernt, aber wenn man Zeit hat kann mach die Fähre, die ganz normal zu den Öffis gehört, nehmen. Und das machen wir auch.

Noch schwimmt viel Eis auf dem Fluss aber da sind die Schiffe Schlimmeres gewohnt. Die Anfahrt auf Lindholmen ist wirklich schön und wir können auch gleich das höchste Gebäude von Skandinavien bewundern.

In Lindholmen fehlen uns auch wieder die Zugangsberechtigungen aber ein bisschen spazieren wir noch durch die Gegend, bis ich mich noch zu einem Spieleabend von ESN, Erasmus Student Network aufmache.

3. Study Week 1

Am nächsten Tag treffe ich mich mit Elsa, Karin und Sigi, Freunde die in Göteborg leben. Wir gehen gemeinsam in das Sjöfartsmuseet. Schwedisch lesen ist gar nicht so schwierig wenn man ein paar Sachen weiß und Englisch und Deutsch kann. Also ja, wir waren im Schifffahrtsmuseum. Dort gibt es auch viele Aquarien, aber natürlich auch die schwedische Geschichte der Schifffahrt. Ich schaffe es sogar zwei Schilder komplett zu übersetzen (naja Elsa hat mir ein klein wenig geholfen).

Wir beenden den Tag noch gemeinsam mit Essen, einem Göteborg Puzzle und Harry Potter auf Schwedisch.

Damit startet aber auch schon die erste Kurswoche und wir beginnen gleich damit einen Saunatrip nach Härryda zu buchen. Die Uni hat eigene Hütten und Saunen circa eine halbe Stunde mit dem Auto von Göteborg entfernt, die man als Student auch selbst mieten kann. Netterweise haben sie auch für die internationalen Studenten einen Saunatrip mit Bus dort hin organisiert – schon praktisch wenn fast niemand ein Auto hier hat. Naja irgendwie haben ziemlich viele Leute den Plan und wir stehen fast eine Stunde in der Schlange und kriegen noch die letzten Plätze.

So startet auch das ernste Unileben und ich verirre mich natürlich. Warum auch eine Computer Science Vorlesung im Computer Science Gebäude machen? Zumindest war ich am richtigen Campus. Aber doch noch rechtzeitig finde ich alles.

So vergeht die erste Uniwoche eigentlich ganz angenehm. Mein anderes Fach, Applied Machine Learning habe ich natürlich im Architekturgebäude (wo sonst?) aber in dem Fach sind wir glücklicherweise drei internationale Studenten, also können wir zumindest gemeinsam suchen.

Die Abende füllen sich mit Bowling und Spieleabend und sogar einem Pubcrawl von der Uni organisiert. Es sind nämlich 18 verschiedene Pubs auf Campusgelände und zwei Mal pro Semester öffnen alle gleichzeitig und von 15 Uhr bis 3 Uhr in der Früh und man kann durch alle ziehen. Zwei davon sind auf dem anderen Campus, also beschließen wir dass wir nur 16 schaffen müssen. Naja vielleicht hätten wir nicht erst um 9 am Abend starten sollen, weil tatsächlich sind die Schlangen vor den Pubs echt lange. Und man wird auch bei jedem Pub nach Ausweis und Studenten-ID verlangt, weil es sind nur Chalmers Studenten erlaubt. Höflich wie die Schweden sind, wird auch gefragt ob man durchsucht werden darf und dann wird abgetastet ob eh kein eigener Alkohol oder Snus dabei ist. Aber von einem Pub in einem Zugwaggon bis zum Karaokepub mit Harry Potter Deko gibt es echt alles.

Das Bild hab ich im Nachhinein mal aufgenommen, der steht immer da und darf man auch buchen.

Wir sehen auch die Studentenoveralls, die man kriegt wenn man Teil einer Studentenorganisation ist. Anscheinend ist es auch Tradition miteinander angekettet um die Häuser zu ziehen. Witzig ist es schon und so billig bekommen wir wahrscheinlich nie mehr Alkohol hier. Mein Rekord ist ein Himbeer-Johannisbeer-Cider um 20 Kronen. Wegen starkem Schneefall fahren die Busse allerdings nicht wie gewohnt bis drei Uhr in der Früh, sondern nur ein Uhr in der Früh. Damit brechen wir dann doch alle Richtung nach Hause wieder auf. Vielleicht sind wir auch von 16 Leuten auf vier nur mehr geschrumpft. Aber zumindest fünf Pubs haben wir geschafft.

Das war auch so ziemlich die erste Woche, oder Study Week 1, hier wird nämlich alles nach Study Weeks oder Kalenderwochen gezählt.

4. Vom Eislaufen und Eisbaden

Eine Geschichte hab ich euch tatsächlich letztes Mal vorbehalten – die epische Suche nach Eislaufschuhen. In Göteborg gibt es nämlich Fritidsbanken – Freizeitbanken. Hier kann jeder gratis alle Sport- oder Freizeitausrüstung ausborgen, die das Herz begehrt. Man muss es nur nach zwei Wochen zurück bringen. Und zwei Mädels, die schon länger da sind haben uns erzählt, dass es einen netten See in der Nähe gibt und Samstag der letzte Tag zum Eislaufen ist, danach wird es viel wärmer. Naja, wieder einmal Plusgrade zu haben ist sicher schön, aber wir beschließen am Freitag Eislaufschuhe aufzutreiben. Und das gestaltet sich schwierig, weil anscheinend mehrere Leute die Idee haben. Die nächste Fritidsbank hat schon keine Schuhe mehr, werden wir vorgewarnt, also fahren wir ein bisschen weiter raus. Wir sind zu fünft und brauchen sieben Eislaufschuhe. In dem Geschäft finden wir nur ein Paar in der richtigen Größe und wir suchen uns die nächste Fritidsbank noch weiter außerhalb aus. Anrufen können wir nicht und wir beschließen auf gut Glück dort hinzufahren. Und tatsächlich kriegen wir dort die allerletzten vier Paar Schuhe. Ein paar von müssen vielleicht ein bisschen schwimmen in den Schuhen oder Cinderella spielen, aber zumindest haben wir mehr Schuhe und herumtauschen können wir ja noch immer. Über einen online Marketplace schaffen wir es noch ein Paar auszuborgen und somit starten wir fast perfekt ausgerüstet am Samstag zum See.

Naja, wir müssen zugeben, wir haben auch einen großartigen Geheimtipp verwendet. Der See ist zwar sehr bekannt und normalerweise sind viele Leute dort, aber wenn es über Nacht schneit, kommen keine Locals dort hin zum Eislaufen, weil das nicht wirklich geht. Zumindest ist der See nicht mit Menschen voll, dafür aber mit Schnee. Bisschen planlos stehen wir doch da, bis wir ein tapferes schwedisches Paar mit Schaufel sehen. Er hat eine kleine Fläche freigeschaufelt und lässt uns gerne auch mit Eislaufen. Er beginnt sogar noch eine weitere Bahn zu Schaufeln. Irgendwann wechseln wir uns dann doch alle beim Schaufeln ab und können doch unsere hart erkämpften Eislaufschuhe nutzen.

Trotz sehr frühen Deadlines im Semester lassen wir uns nicht aufhalten und genießen die verschiedensten Events. Besonders am Anfang vom Semester organsieren mehrere Organisationen Events um Leute auch zu den verschiedenen Vereinen zu locken. Zum Beispiel beschließen wir einmal Luftgewehrschießen zu gehen. Und wie soll ich sagen. Ich bin eindeutig zu blind dafür. Während alle anderen durchaus ihre Ziele treffen, sehe ich nicht einmal durch das Zielrohr das Fadenkreuz. Gemeinsam mit einem von den Erfahrenen versuchen wir das Problem herauszufinden, aber entweder können meine Augen doch nicht richtig fokussieren oder stell mich wirklich blöd an. Ich muss sagen ich war sehr erstaunt, wie sie mir erzählt haben, dass ich das Fadenkreuz und die Wand durch das Zielrohr sehen sollte. Ich hab nämlich nur Weiß gesehen, trotz richtiger Haltung.

Wir haben beim Pubcrawl den eigenen Club der Uni ausgelassen, deswegen beschließen wir das nachzuholen. Außerdem haben meine Mitbewohner auch beschlossen, dass wir alle einmal gemeinsam fortgehen müssen, damit sie uns ihre Lieblingspubs zeigen können. Somit starten wir in einem australischen Pub, wo wir auch ein paar andere internationale Studenten treffen und sie gleich auf den Weg zu Gasquen, dem Chalmersclub, einpacken. Man kommt dort zwar nur rein wenn man Chalmersstudent oder das Plus 1 ist, allerdings fälschen sich die GU Studenten (man könnte sagen die Göteborger KF) mithilfe von Snapchat professionell den digitalen Chalmerausweis und somit kommen wir alle rein. Wir haben zwar gewusst, dass die Schweden erst gegen Mitternacht wirklich sich vor den Clubs stauen, deswegen sind wir anfangs noch ein bisschen alleine in dem Club, aber auch der fühlt sich ziemlich schnell. Wahrscheinlich auch, weil man hier wieder einen großzügigen Studentenrabatt auf Getränke und Eintritt bekommt. Wie soll ich sagen, dieses Mal sind die Busse tatsächlich bis 3 Uhr in der Früh gefahren und es hat sich ausgezahlt.

Vielleicht erinnern sich manche noch, dass ich mich eine Stunde in der Schlange für ein Saunaticket angestellt habe. Ja, das war am nächsten Tag um eins. Wäre eh ganz ok gewesen, allerdings habe ich auch um 11 bei einem Swedish Culture Brunch von ESN zugesagt. Naja, es gibt zumindest gratis Essen. Gut gestärkt, aber vielleicht ein bisschen müde, starten wir dann Richtung Härryda. Im Bus fühle ich mich allerdings schon wieder sehr heimisch, es wird fast nur Deutsch gesprochen. Bei der Sauna angekommen, bin ich echt erstaunt. Es sind drei riesige Kabinen, in denen jeweils bis zu 25 Leute Platz haben und laut einer Freundin, die schonmal hier für ein Wochenende gebucht hat, auch sehr billig. Es ist direkt an einem See und jede Kabine hat natürlich eine Sauna.

Die Organisatoren versprechen uns, dass die Sauna in zehn Minuten warm ist und wir bekommen eine geniale Idee. Wir könnten einfach jetzt schon Eisbaden gehen, weil momentan ist keine Schlange um in das Loch im See zu kommen und uns dann direkt in der Sauna aufwärmen. Also warten wir noch kurz und dann gehts es schon ab ins kalte Wasser. Lang haben wir es nicht genossen, aber dann sind wir schon ab in der Sauna. Nur um dort wieder im Kalten zu sitzen. Anscheinend hat der Gasofen nicht funktioniert und jetzt versuchen sie den Holzofen anzufeuern. Als Deutschsprachige war ich hier wieder groß im Vorteil, weil ich habe alles verstanden, was die Deutschen gejammert haben und wie gut es grad dem Feuer geht. Naja, irgendwann haben sie dann beschlossen, dass sie vielleicht in den Ofen blasen sollten. Wie soll ich sagen. Wir haben die ganze Sauna durchlüften müssen um den Rauch raus zu bekommen. Aber irgendwann ist es dann doch wieder warm geworden und wir sind ein bisschen zum Schwitzen gekommen.

Ganz idyllisch schließen wir den Trip mit einem Sonnenuntergang direkt am zugefrorenen See ab. Hat schon was.

5. Spätzleabenteuer

Bevor ich einen Platz zum Schlafen hatte, hatte ich schon fix einen Ort zum WestCoastSwing Tanzen. Vielleicht war das auch einfacher zu finden gewesen. Tatsächlich sogar einigermaßen in der Nähe von meiner Wohnung. Dort angekommen, erfahre ich auch, dass der Kurs auf Schwedisch ist. Allerdings versprechen sie mir, dass sie für mich übersetzen können wenn ich gar nichts verstehe. Naja, wie soll ich sagen, ich glaube mein Schwedisch wird besser werden, hoffe ich zumindest. Trotz Sprachbarrieren war der Kurs sehr gut und die Tanzparty noch viel besser. In Graz haben wir ja eine kleine WestCoastSwing Gemeinschaft, aber hier ist die Community riesig und der riesige Tanzsaal bleibt lange gut gefüllt.

Eine übliche Aktivität von Austauschstudenten sind International Dinners – und ich bin gleich auf zweien eingeladen. Jeder bringt hier Essen von seinem Land mit und dann wird herum getauscht. Ich verzweifle in ein paar Supermärkten, weil Kürbiskernöl kann man hier nirgends finden. Gut, Plan B wäre Kaiserschmarrn aber ohne elektrischen Mixer ist es mir dann doch zu aufwändig. Also beschließe ich, dass ich dass ich Käsespätzle und Semmelknödel mitbring. Semmelbrot gibt’s auch nicht, also wird das Brot im Ofen ausgetrocknet. Beim Käse hilft mir noch eine Schwedin im Geschäft und wir finden auch einen Käse, der Bergkäse ähnlich ist. Da ich auch keinen Spätzleschaber mitgebracht habe, lerne ich auch wie man Spätzle auf die traditionelle Art macht – mit Messer und Holzbrett. Zwei Stunden vor dem International Dinner erfahren wir allerdings, dass es abgesagt ist und ich stehe ein bisschen unglücklich mit meinen Spätzle da. Allerdings organisieren wir uns dann doch noch eine andere Gruppe und landen in Gruppe voller Italiener zum International Dinner. Naja, ein paar Deutsche, Spanier und Niederländer sind auch da. Und wir schließen mit Österreich, Slowakei und Frankreich schließen den europäischen Kreis. Es gibt die verschiedensten Dinge, von Obazda über slowakische Gnocci mit Schafskäse bis zu einem niederländischen Erdäpfelauflauf mit Äpfeln und Käse gibt es alles. Und natürlich schließen wir den Abend mit einem Tiramisu – was sonst. Ich schließe den Abend allerdings nicht ganz, weil ich für den nächsten Tag noch Semmelknödel vorbereite und den ganzen Tag aber auf einer Insel wandern bin, bevor ich am Abend zum International Dinner gehe.

Göteborg hat zwei wunderschöne Archipelagos, die im Sommer fast noch beliebter sind. Aber auch im Winter sind sie gut mit der Fähre, die ca alle Stunden fährt, gut erreichbar. Wir haben Glück und es ist sonnig, aber dafür extrem windig. Naja man kann nicht alles haben. Unser Ziel ist Donsö, im südlichen Archipelago. Dort spazieren wir über die verschiedensten Aussichtspunkte und da war wir dann doch fast fünf Stunden unterwegs waren, kann man es schon eine Wanderung nennen. Ich nehme mir auf jeden Fall vor im Sommer zum Baden herzukommen.

Meine Semmelknödel habe ich schon bei einer Freundin zwischengeparkt, also machen wir uns dann auch irgendwann auf den Weg zu ihr, wo ich noch schnell Pilzsauce mach und dann spazieren wir schon los. Dieses Mal ist das International Dinner in einem Pub, weil der Organisator dort Kellner ist. Und weil auch heute kein Betrieb ist, können wir die Küche nutzen und dort kochen. Naja, wie soll ich sagen. Ich bin nochmal dazu gekommen Spätzle zu machen. Die Deutschen haben zwar einen Spätzleschaber extra mitgenommen aber wie man Teig richtig ohne Küchenmaschine macht, war ihnen nicht ganz so bewusst. Dieses Mal sind viel mehr Leute da und es gibt auch nicht nur europäisches Essen. Die Zeit verfliegt viel zu schnell und mit einem Packerl koreanischem Chilipulver mehr, verlasse ich das Pub.

6. Vom Brand zur Chorprobe

Chalmers hat einen eigenen Chor und ich melde mich auch dafür an. Allerdings ist es nicht ganz so leicht, man muss nämlich zu einem Vorsingen gehen. In der Bim zum Vorsingen fällt mir auf, dass ich keine Noten dabei habe. Glücklicherweise bin ich noch ein bisschen früher da und gehe meine Noten ausdrucken. Und als ich durchs Foyer eile, sehe ich mehrere Leute tanzen. Allerdings ist es doch dann sehr knapp geworden, deswegen konnte ich sie nicht fragen wie oft sie da sind. Das Vorsingen läuft gut und ich bin suche schnell die Tänzer. Die sind tatsächlich jede Woche da und sie adoptieren mich sofort. Ich lerne nicht nur schwedischen Bugg, sie lernen auch Discofox. Hat sich doch noch ausgezahlt zurück zu gehen – und im Chor bin ich im Endeffekt auch aufgenommen worden.

Mein finnischer Mitbewohner spielt im Eishockeyteam unserer Uni und macht bald Werbung für ein Spiel gegen die Stockholmer Uni. Er steht zwar selbst nicht am Eis weil er erst frisch im Team ist, aber hingehen würd er schon. Die Karten sind billig und es finden sich dann doch mehrere Leute für das Spiel. So wichtig kann das Spiel dann doch nicht gewesen sein, weil es sind nur 5 Fans aus Stockholm angereist, allerdings finden sich dann doch 600 Gäste von Göteborg laut Ansage. Das Spiel startet gut, die meiste Zeit führen die Jungs aus Chalmers. Zwar ziemlich brutal, aber zumindest tragen sie Schutzgewand. Allerdings holen die Stockholmer auch gut auf und tatsächlich schießen sie dann das ausgleichende Tor in den letzten 10 Sekunden. Auch in der Verlängerung, die zwar nur fünf Minuten dauert aber dafür weniger Spieler am Feld sind, tut sich kein Sieger hervor. Also kommt es zu den fünf – fünf Penaltyshots. Und auch da bleibt es spannend bis zum letzten Tor, dass dann doch den Sieg für Chalmers bestimmt. Muss schon sagen, wir haben alle ziemlich mitgefiebert.

Als ich am Montag gemütlich um ca 11 Uhr in der Uni sitze und lerne, bekomme ich plötzlich eine mysteriöse SOS SMS. Nach kurzen Google Translate erfahre ich, dass es einen Großbrand in meiner Nähe gibt und man wegen starker Rauchentwicklung nicht rausgehen soll. Ein paar Kollegen schicken dann auch Bilder, der Vergnügungspark, nicht weit entfernt von mir, brennt lichterloh. Später finden wir heraus, dass es der neu gebaute und noch nicht eröffnete Wasserpark ist. Die Videos von den Explosionen sind auch sehr beeindruckend und die Rauchsäule hat man noch lange gesehen. Leider beginnt es auch am nächsten Tag am Abend, gerade als wir mit der Bim vorbeifahren, wieder zu brennen – also eröffnen werden sie leider im April nicht können, da fast alle in Schutt und Asche liegt.

Von einem Studentenheim weiter weg

Am Montag habe ich aber auch meine erste Chorprobe. Ich bin im Ladieschor aufgenommen. Es gibt noch den Männerchor und den Kammerchor, aber in dem Kammerchor konnte ich nicht, weil er sich mit meinen Tanzkursen überschneidet. Ich bin nicht die Einzige, die nicht Schwedisch spricht, aber die Proben sind in Schwedisch. Tatsächlich nicht ganz so schlimm, weil ich bin umgeben von Schwedinnen, die mir beim Übersetzen helfen. Der Ladieschor hat eher ein Poprepertoire, also nicht die Art von Chorgesang, die ich gewohnt bin. Aber es ist schon ziemlich cool. Mitten in der Probe werden wir auch vom Männerchor mit einem Liebeslied überrascht. Es ist nämlich Tradition, dass die neuen Frauen von den Männern mit einem Liebeslied begrüßt werden. Anders herum ist es natürlich genauso, schauen wir mal ob ich dort Zeit habe um mitzusingen. Außerdem kriegen wir auch unsere eigenen Chalmersdamenchor- und Gesamtchorsingbücher und werden nach der Probe im Clubraum mit Essen empfangen. Auf englisch haben sie die Gemeinschaft eine Sorority genannt und so fühlt es sich auch an – im Positiven natürlich. Natürlich sind wir ein Chor, deswegen wird beim Essen auch noch die verschiedensten Lieder aus den Büchern gesungen und natürlich viel getratscht – alle Namen kann ich mir hier sicher nicht merken.

Die Schweden haben keine Krapfen, sie haben Semla. Das sind gebackene süße Brote mit Marzipanecreme und Schlag. Und Faschingdienstag ist Semlatag und zufällig auch Language Cafe in unserem Lieblingsstudentencafe. Also holen wir uns natürlich dort am Abend Semla und versuchen unser bestes Schwedisch. Großteils bleibt es allerdings dann doch bei Englisch, weil wir leider alle keine Schwedischkurse besuchen können und uns nur mit Duolingo durchschlagen.

Und wo wir grade bei Essensbildern sind, am nächsten Tag waren wir in einem Cafe in Haga. Haga ist eines der Highlights von Göteborg, eine sehr süße Straße mit vielen Cafes und kleinen Shops. Und da haben sie riesige Zimtschnecken, Kanelbulle, und sonst natürlich auch nur gute Sachen.

7. Kunst und Kultur

In Schweden gibt es unter den Studenten Sittning Parties. Das sind eigentlich Dinnerparties, wo man zwischendurch singt, trinkt und isst. Wir versuchen tatsächlich schon länger an einem teilzunehmen, aber das ist gar nicht so leicht. In Chalmers gehört nämlich jeder Student einer Fraktion an – es sei den man ist Austauschstudent. Die meisten Sittnings sind tatsächlich beschränkt auf Studenten von der Fraktion, die das Sittning organisiert. Ein bisschen schade, aber diese Woche ist Equality Week und da gibt es auch ein Barbie Sittning für alle. Meistens haben Sittnings Mottos und man zieht sich dafür auch passend an. Das Sittning ist im universitätseigenen Club und passend dekoriert. Auch die Gäste tragen alle pink und es sind sicher mehr als fünfzig Leute da. Ich habe Glück und lande neben einem Schweden, der mir alles übersetzt. Die Moderation von Barbie und Ken ist nämlich leider nur auf Schwedisch. Es gibt ein Liederbuch und wir starten gleich mit dem ersten Lied hinein. Genau kenne ich das Lied nicht, aber mir wird erklärt, dass es meistens bekannte schwedische Lieder sind, die zu Trinkliedern umgedichtet worden sind, oder Trinklieder. Das Essen besteht aus drei Gängen und ist ziemlich gut. Ab und zu wird ein Lied angekündigt und dann singt die ganze Runde oder es kommen Leute auf die Bühne und performen einen kleinen Skit. Als Applaus wird immer wieder das gleiche Lied gesungen und am Ende kann ich zumindest ein bisschen mitsingen. Wenn der Skit nicht gut war, dann wird auf den Tisch gehauen und was Neues verlangt. Nicht jede Gruppe hat etwas zweites vorbereitet, aber im Ganzen schon ziemlich witzig und definitiv etwas was man in Schweden ausprobieren sollte, wenn man die Change kriegt.

Nach einem Sittning gibt es natürlich auch eine Afterparty, aber da die Leute in der Zwischenzeit den Club wieder aufräumen müssen, gibt es ein Mellanfest. Wörtlich übersetzt heißt es Zwischendurchfest und eigentlich sucht man sich eine Gruppe, die in ihrem Aufenthaltsraum Alkohol verkauft und feiert. Wir haben strategisch herausgefunden, dass die Physiker etwas organisieren und wollen uns dran hängen. Zufällig kenne ich aber die Schwester von Barbie, der Moderatorin, weil wir gemeinsam im Chor sind, und beide nehmen uns alle mit. Der Physikerraum ist leider überfüllt und es war auch ein Aufnahmeritual für einen Fotoclub, deswegen führen uns die Schweden durch eines der Gebäude. Alleine werde ich nicht mehr hinfinden, aber irgendwann sind wir in einem Aufenthaltsraum von den Chemikern, wo wir dann die Zeit zwischen durch verbringen. Alkohol trinken ist zwar nicht erlaubt, aber solange wir alles wegräumen, haben die Chemiker kein Problem mit uns. Es wird viel getratscht und die Schweden probieren ihre Deutsch – und Französischkenntnisse aus. Ich vielleicht auch 🙂 Die Afterparty geht dann auch noch lange und im Großen und Ganzen war es ein sehr gelungener Abend.

ESN organisiert ja vieles und dabei ist auch eine Opernführung auf Englisch. Wir haben uns schon Tickets für ein Musical organisiert und beschließen, dass wir auch hinter die Kulissen schauen wollen. Das Operngebäude ist sehr modern und groß. Wir probieren gleich unsere Plätze aus und sind sehr zufrieden, sehen sollten wir dann alles. Aber der interessante Teil ist ja dann eher erst Backstage. Dort werden wir durch die Maske, wo alle geschminkt werden und Perücken geführt und kriegen alles genaustens erklärt. Tatsächlich sehen wir nur einen kleinen Bruchteil der Perücken aber die Oper hat noch ein ganzes Lager nur voll mit Perücken. Auch für ihre Kostüme haben sie nicht nur im Keller ein Lager, sondern auch noch außerhalb der Stadt eine Lagerhalle für Kostüme und Bühnenteile. Trotzdem gibt es natürlich noch eine riesige Schneiderei und drei verschiedene riesige Werkstätten um die ganzen Bühnen zu bauen.

Aber wo wir schon beim künstlerischen sind: wir neuen Chorfrauen wurden ja von den Männern mit einem Liebeslied begrüßt, also geben wir das auch zurück. Ich bin leider die Einzige in meiner Stimme, aber ein Sopran 2 hilft mir dann doch. Und zehn Jahre Chorgesang hat dann doch bei meinem Blattsingen sehr geholfen. Sogar mit ein bisschen Choreografie begrüßen wir die neuen Männer mit “Utan dig” (Ohne dich). Ich muss sagen ich finde die Rituale des Chores schon sehr cool. Also zum Beispiel Fika (Kaffeepause) während der Probe, wo jede Stimme alle vier Wochen Essen vorbereitet, kann man ruhig auch in Österreich einführen. Auch hat unser Chor verschiedene Komitees, unteranderem das Aufbaukomitee und das Partykomitee. Ich habe mich letzterem angeschlossen und freue mich schon diverse Feiern mitzuorganisieren.

8. Von Lindholmen bis Lund

Chalmers hat zwei Campusse – Johanneberg und Lindholmen. Ich habe tatsächlich nur Kurse auf Johanneberg, was auch praktisch ist, weil eine halbe Stunde Busfahrt kann die viertel Stunde Pause schon ein bisschen ausreizen. Allerdings verschwindet eine Freundin neuerdings immer freitags nach Lindholmen, weil das Mittagsessen dort anscheinend besser ist und es freitags immer Dessert gibt. Mit Essen lasse ich mich dann doch locken, also verbringe ich einen Lernvormittag auch mal in Lindholmen. Und alleine, dass hätte sich schon ausgezahlt. Es gibt große Ohrensessel mit Tischen für den Laptop mit direktem Blick auf den Fluss, wobei eigentlich ist es das Meer, und die Fähren, die direkt zum Campus fahren. Aber auch das Mittagsessen zahlt sich aus. Es gibt nicht nur Dessert, sondern auch eine viel größere Salatbar. Kann man schon öfters machen.

Aber nach einem langen Lerntag am Meer habe ich dann doch noch Pläne, ich fahre nämlich zu Klara nach Lund. Der Zug braucht nur drei Stunden und ich muss nicht umsteigen, also perfekt. Ich komme am Abend an, wo mich Klara am Bahnhof abholt und wir fahren zu ihrer Wohnung. Den nächsten Tag starten wir dann doch nicht so früh, schließlich ist es ja Wochenende, aber dann machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Lund ist eine kleine Studentenstadt und sehr schön. Im botanischen Garten ist leider das Glashaus zugesperrt wegen Renovierungen, aber wir genießen einfach die Sonne auf einer Parkbank. Natürlich sind wir dort nur so lange gesessen, weil uns ein paar Kinder beauftragt haben auf ihre Tannenzapfen aufzupassen. Naja, was für Vitamin D Defizite ich hatte, die waren sicher aufgefüllt danach. Aber wir drehen auch noch eine Runde durch die Stadt, an süßen Häusschen und einer netten Kirche vorbei. Dort sitzen schon sicher ganz Lund und genießt die Sonne und wir gesellen uns natürlich dazu. So groß war Lund ja dann doch nicht und wir müssen dass bisschen Sonne auch nutzen. Natürlich essen wir auch DAS Essen aus Lund, Falafelrulle. Also eigentlich Falafeldürum, aber das ist das typische Essen für die Studenten hier. Und bei 40 Kronen verstehe ich das auch, so billiges und leckeres Essen hab ich sonst noch nirgends in Schweden gefunden. Den Tag schließen wir dann noch mit einem Sonnenuntergangsspaziergang und einer Karaokeparty mit Klaras Mitbewohnern ab. Falls jemals jemand gedacht hat, ich habe viele Mitbewohner mit 5, Klara hat 11 😉

Aber das Wochenende nimmt dann doch ein Ende und ich trete am Sonntag wieder meinen Heimweg nach Göteborg an. Die Woche vergeht großteils ohne viel Aufregung – ich studiere ja doch auch hier und langsam nähern wir uns dem Ende der ersten Periode, also Prüfungen und so manchen Deadlines. Ich lerne die Bibliotheken auch immer besser kennen und entdecke auch die Pusselpaus für mich. In jeder Bibliothek gibt es größere Puzzle und man kann immer dort puzzlen wenn man will – eine perfekte Lernpause, wenn wir nicht gerade Fika, also Kaffeepause, machen. Wir sind mittlerweile auch Meister in der 20-20-20 Regel – nach 20 Minuten für 20 Sekunden 20 Meter in die Weite zu schauen um unsere Augen zu entspannen.

9. La visiteuse

Ich bin ja im Partykomitee von dem Ladies Choir und wir organisieren das erste Sittning für den gesamten Chor des Jahres. Das Motto kenn ich schon, es ist wieder Barbie. Also es gibt tatsächlich auch andere Themen, also von Shrek über Cars bis zu den Olympischen Spielen, habe ich schon Plakate gesehen, aber Barbie ist auch ein sehr beliebtes Thema. Die Vorbereitungen für mich starten um 2, wir gehen einkaufen für 50 Leute. Anscheinend das größte Chorsittning, dass bisher war. Dann gehts auch schon wieder zurück zum Kochen und es sind schon viele aus dem Ladies Choir da, die mithelfen. Ich bin verantwortlich für die Vorspeise, Barbie(que)-Spieße und ich bin froh, sie sind mir nicht im Ofen verbrannt. Dafür hab ich mir ab und zu die Finger vielleicht verbrannt. Das Dekorationsteam ist fleißig und um 6 Uhr öffnen wir die Türen für alle. Natürlich wäre es nicht ein Chorsittning, wenn wir nicht singen würden. Und wir haben ja unser eigenes Buch mit über 150 Liedern – alle hauptsächlich Trinklieder wie ich erfahre. Als Damenchor haben wir natürlich unser eigenes Gückel. Das sind die kleinen Auftritte, die man während dem Sittning hat, und ich habe endlich den richtigen Namen dafür erfahren. Wir proben für unser Filmmusikkonzert sowieso ein Lied aus dem neuen Barbiefilm und deswegen war das unser Gückel. Naja, noch hat die Choreografie nicht ganz gesessen, aber bis zum dem Konzert haben wir ja noch ein bisschen Zeit. Die anderen Chor performen auch ihre Gückel, teilweise alte Lieder mit “I’m a Barbie Girl” als Text oder andere Barbielieder. Auf jeden Fall sehr amüsant und auf einem sehr hohen musikalischem Level – trotz den üblichen Getränken nach jedem Lied. Und wir haben seeehr viel gesungen, das kann ich versprechen.

Am Mittwoch Abend kriege ich dann auch meinen ersten Besuch, Léna. Ich muss leider doch ein bisschen lernen für die kommende Prüfungswoche, deswegen wir starten wir mit dem ersten Highlight, Cafe Husaren in Haga, gleich zum Frühstück. Aber ab und zu kann man sich schon eine riesige Zimtschnecke zum Frühstück gönnen. Naja, zumindest eine halbe, weil mehr kriegen wir zu zweit nicht weg, aber zumindest haben wir dann noch was für später übrig. Ich verabschiede mich zum Lernen auf die Uni und Léna streift durch die Stadt. Wir treffen uns zum Mittagsessen wieder und dann geht es schon auf die Inseln. Wir haben nämlich prächtiges Wetter und das muss man ausnutzen. Die Fährentickets sind alle im normalen Öffiticket inbegriffen und wir fahren nach Brännö. Dort sind wie auf allen Inseln auch Autos eigentlich verboten. Deswegen fahren tatsächlich viele Fahrrad.

Wir suchen uns einen Viewpoint aus und die Aussicht dort ist wunderschön. Man sieht noch Göteborg, aber auch das ganze restliche südliche Archipelago. Von dort wollen wir die Fußgängerbrücke nach Galterö, einer anderen Insel, nehmen. Google Maps schlagt uns einen ziemlichem Umweg vor, deswegen beschließen wir einfach durch die Gegend zu klettern – ist sicher schneller.

Naja schneller war es nicht, aber dafür lustig. Galterö ist ein Naturreservat, also gibt es dort nicht wirklich Wege, aber man kann auch ein bisschen herumkraxeln. Irgendwo sollte es einen Grillplatz geben, aber den haben wir nicht entdeckt. Dann machen wir uns noch auf den Weg zu einem kleinen Hafen, der am südlichen Ende der Insel liegt.

Den Sonnenuntergang können wir leider nicht ganz auf der Insel genießen, weil wir noch mit Freunden in einer Bar verabredet sind. Aber zumindest bei der Abfahrt ist alles in wunderschönes Licht getaucht.

10. Wochenende in Stockholm

Am Samstag früh morgens (naja zumindest fühlt es sich für mich so an) starten Léna und ich Richtung Stockholm. Der Plan ist, dass wir Rene in Stockholm treffen und dann das Wochenende dort verbringen. Naja, ganz geht der Plan nicht auf, wegen lahmgelegten S-Bahnen und gesperrten Checkin wegen einsamem Gepäck verpasst Rene leider seinen Flieger und kann erst am Sonntag Abend herfliegen. Wir beschließen doch noch bis Montag, statt Sonntag, in Stockholm zu bleiben, damit Rene auch was von der Stadt hat.

Angekommen in Stockholm checken wir ein und wir wollen Richtung Museuminsel starten. Leider sperren die Museen schon früher zu und deswegen beschließen wir nur einen erweiterten Spaziergang durch Stockholm zu machen. Das Wetter ist authentisch grau und durchaus kälter als in Göteborg. Vielleicht hätte ich doch meine Handschuhe mitnehmen sollen. Aber kaltes Wetter haltet uns nicht auf.

Naja vielleicht doch ein bisschen, weil wir beschließen uns ein bisschen in einem Cafe aufzuwärmen. Dort können wir praktischerweise auch gleich ein paar schwedische Spezialitäten ausprobieren.

In unserem Hostel haben wir gelesen, dass es einen netten gratis Aussichtspunkt, Slussen, gibt und auf der Karte schaut er durchaus nah aus. Google Maps behauptet zwar, dass es eine Stunde zu Fuß dauert, aber das glauben wir nicht. Tatsächlich ist Google Maps nur wegen riesigen Baustellen verwirrt, aber raufkommen tut man.

Am Sonntag starten wir gleich richtig auf die Museumsinsel. Auf dem Weg finden wir auch eine von den schönen Metrostationen für die Stockholm bekannt ist, dieses Mal im griechischen Stil mit eigenem Herkules.

Im Vasa Museum verbringen wir dann doch sehr viel Zeit, aber bei so einem großen Schiff ist das auch schon berechtigt. Die Vasa wäre das Herzeigeschiff 1628 gewesen, wenn es nicht auf ihrer ersten Fahrt kurz nach dem Hafen gesunken wäre. Das Schiff war doch zu hoch gebaut und ein Windstoß hat sie zum Kentern gebracht. Irgendwann haben sie das Wrack dann doch gefunden und durchaus mühsam fast im Ganzen wieder geborgen. Es gibt nicht nur Ausstellungen zu dem Schiff selbst, sondern auch die Geschichten und Rekonstruktionen von den gefundenen Skeletten, ein nachgebautes Deck und wie das Schiff damals aus dem Stockholmer Hafen nach ca 300 Jahren raus gehievt worden ist.

Danach gehen wir noch in das Skansen Freilichtmuseum, wo wir eine Runde durch die alten Gebäude drehen und auch zu den Tieren schauen. Die Elche verstecken sich leider von uns, aber die Bären sind gerade frisch aus dem Winterschlaf aufgewacht und tapsen durch die Gegend.

Zurück nehmen wir dann das Boot (auch im Öffipreis inkludiert) und spazieren noch ein bisschen herum und genießen einfach die Aussicht. Irgendwann gehen wir dann doch noch einkaufen und in das Hostel zurück. Ich mach mich dann noch mal auf den Weg um Rene abzuholen und naja mit ein bisschen Verspätung kommt er dann doch an, aber das Wiedersehen ist sehr schön.

Ein bisschen Tradition hat es bei Rene und mir, dass wir in die technischen Museen gehen in den Städten in denen wir sind. In Helsinki hat es nicht geklappt, aber da waren die Bewertungen auch net so gut. Deswegen probieren wir unser Glück in Stockholm am Montag. Anfangs freue ich mich noch über alle interaktiven Elemente, aber nach ein zwei Räumen fühlt sich alles schon sehr wie ein Kindermuseum an. Naja, glücklicherweise war nur das Erdgeschoss so und die oberen zwei Stöcke sind durchaus interessant.

Wir müssen unser Gepäck aus dem Hostel holen, deswegen machen wir uns dann wieder auf den Weg, spazieren aber noch ein bisschen über die Museumsinsel. Am Bahnhof sperren wir dann unser Gepäck ein und verabschieden uns von Léna, die den Nachtzug nimmt. Wir beschließen noch ein bisschen durch die Stadt zu spazieren und kommen pünktlich zum Sonnenuntergang zu Monteliusvägen, einem Weg auf Klippen mit perfekter Sicht auf die Stadt.

Auch Slussen liegt noch auf dem Weg zur Altstadt, aber irgendwann müssen wir uns auch noch auf dem Weg zu unserem Zug nach Göteborg machen.

11. Göteborg im Nebel

In Göteborg ist das Wetter leider nicht so prächtig wie vor ein paar Tagen, aber man kann ja viel auch bei Schlechtwetter machen. Zum Beispiel ein Eishockeyspiel anschauen. Uns war nicht ganz bewusst wie groß, dass Spiel war, aber die Eishalle von Göteborg, Scandinavium, war voll und die Stimmung super. Es war das letzte Spiel, bevor es zu der schwedischen Eishockeymeisterschaft für Top 6 geht. Beide Mannschaften sind unter den Top 6 und das kann man auch an der Qualität des Spiels sehen.

Aber man kann auch andere Sachen bei Schlechtwetter in Göteborg machen, zum Beispiel die Inseln besuchen. Man sieht vielleicht nicht ganz sooo viel, aber zumindest können wir ein bisschen Island Hopping mit den Fähren machen.

Natürlich gehört der obligatorische Spaziergang durch Haga und auf Skansen Kronan auch dazu, auch wenn das Wetter nicht ganz überzeugt. Den Zoo besuchen wir auch. Doch ein paar Elche hier gesehen.

Göteborg hat aber auch viele nette Museen, da ist es dann doch wärmer als auf den Inseln. Wir besuchen das Stadtmuseum wo wir von der Steinzeit in Schweden bis zur Gegenwart in Göteborg Ausstellungen finden. Natürlich gibt es auch eine Vikingerausstellung, wo sie ein altes gesunkenes Boot ausstellen. Nicht ganz so intakt wie die Vasa, aber das einzig archäologisch ausgegrabene Wikingerschiff in Schweden. Aber um ein paar intakte Boote zu sehen, machen wir auch noch einen Abstecher in das Sjofärtsmuseum. Das tolle an Museen in Göteborg ist, dass viele davon gratis für Studenten sind, auch wenn man nicht Schwede ist.

Was allerdings nicht leicht für Nicht-Schweden ist, ist zum Arzt zu gehen. Ich habe mir leider eine Ohreninfektion geholt und begebe mich auf das neue Abenteuer schwedischer Arzt. Beim Ersten beantworte ich brav alle Fragen über meine Symptome und dann scheitere ich ganz einfach. Ich habe keine schwedische Personalnummer, deswegen können sie mir keinen Termin ausmachen. Also ich glaube schon, dass sie könnten, aber über das Telefon diskutieren ist mir zu blöd. Außerdem gibt es ein anderes Ärztezentrum, wo sie am Nachmittag DropIns annehmen. Dort angekommen wird mein Ausweis  + E-Card gescannt und ich kriege eine temporäre Personalnummer um zum Arzt zu gehen. Wirklich verwenden kann man die nicht, aber zumindest existiere ich jetzt im System. Der Arzt schaut sich mein Ohr an, es ist nicht schlimm, aber er verschreibt mir dann doch eine Salbe. Da ich keine richtige Personalnummer hab und es deswegen nicht über das Onlineformular geht, gibt er mir einen Zettel mit Stempel mit. Falls es Probleme gibt, soll die Apotheke das Ärztezentrum anrufen, sagt er noch. Jetzt hab ich doch ein bisschen länger dort warten müssen, aber die Apotheke in der Nähe sperrt erst um sieben zu, also hab ich noch eine halbe Stunde. Nachdem ich dort auch ein bisschen in der Schlange gestanden bin, erklärt mir die Apothekerin, dass sie mir nichts geben kann, weil die Zettel schon vor zwei Jahren abgelaufen sind. Toll. Naja, sie haben das Problem öfters mit dem Ärztezentrum, deswegen ruft sie dort an. Aber auch nach drei Mal anrufen, hebt niemand ab. Ich beschließe wieder zurück zu laufen und mit dem Doktor zu reden. Den find ich glücklicherweise sehr schnell und er verspricht mir dort anzurufen. Also laufe ich wieder rüber und zwei Minuten vor Shopende komm ich wieder in der Apotheke an. Dort telefoniert die Apothekerin gerade und obwohl ich nur wenig Schwedisch kann, weiss ich dass sie gerade mit dem Doktor über die Gültigkeit von Rezepten diskutiert . Aber man kann Rezepte auch telefonisch ausstellen, deswegen ist zumindest einmal das geklärt. Ich will euch ja nicht langweilen, aber es geht leider noch weiter. Ich fasse es aber ganz kurz: Mein Ausweis ist noch nie so genau angeschaut worden und dann gab es noch einmal ein Telefonat für eine Viertelstunde, welche Versicherung jetzt meine Salbe zahlt. Zumindest war sie motiviert genug länger als Feierabend zu arbeiten. Nach langem Hin und Her, zahle ich es und muss es selber einreichen. Passierschein A38 war wahrscheinlich leichter zu kriegen 😉

Aber leider neigt sich dann doch die gemeinsame Zeit zu Ende und wir verbringen den Freitagabend dann noch im Rotary Pub mit Tacos und Spielen. Mein Handy kriegt am Heimweg auch plötzlich Fernweh und beschließt Bus zu fahren. Naja, hat dann doch ein bisschen gedauert bis wir mit Renes Handy Georg angerufen haben um mein Handy zu tracken und dann irgendwann auch mein Handy erreicht haben, wo der Busfahrer abgehoben hat, aber am Ende ist dann doch alles wieder gut gegangen.

12. Oslo in drei Tagen

Irgendwann in einer etwas lernintensiveren Phase haben ich und ein paar Erasmusfreunde begonnen einen Oslotrip zu planen anstatt zu Lernen. Und tatsächlich hat er es auch aus der Planungsphase geschafft.

Fast munter aber fröhlich geht es um sieben Uhr am Busbahnhof Richtung Oslo los und kurz vor Mittag sind wir dann schon da. Wir liefern noch alles im Hostel ab und dann machen wir schon eine Free Walking Tour. Die Tour ist geführt von einem Studenten, der eigentlich vom Trinkgeld lebt. Aber er ist sehr gut und gibt uns einen guten Überblick über die Stadt. Wir kommen vorbei an der Oper, den verschiedenen alten Rathäusern und der Burg und zu jeder Station gibt’s Funfacts.

Da wir bei den meisten Stationen nur kurz vorbei geschaut haben, gehen wir eigentlich fast alles nochmal genauer ab. In dem neuesten Rathaus pausieren wir kurz und genießen das riesige Wandgemälde. In unserer kurzen Pause, haben wir tatsächlich drei verschiedene Hochzeitspaare gesehen, muss ein guter Tag zum Heiraten gewesen sein.

Danach spazieren wir durch das neueste und teuerste Viertel in Oslo – es ist auf Stelzen und Zement gebaut. Ganz am Ende befindet sich ein klitzekleines Fleckchen Grün mit Kunstwerken.

Auf dem Rückweg in das Hostel wandern wir noch die Burg und genießen nicht nur die Aussicht, sondern sehen auch einen der Füchse die wild hier leben.

Am Abend beschließen wir noch Karaoke singen zu gehen, aber unsere Träume werden von einer 2 1/2 Stunden langen Schlange gebremst. Nachdem auch ein Typ beginnt mit Gläsern herumzuwerfen und die Polizei kommt, beschließen wir nicht mehr auf das Ende zu warten.

Für unseren zweiten Tag, haben wir uns ein Öffiticket gekauft um über die verschiedenen Inseln zu spazieren.

Alle Inseln sind durchaus unterschiedlich bebaut und irgendwann gönnen wir uns auch das erste Eis der Saison als Stärkung.

Noch am Ziel haben wir den Viggelandpark mit seinen Statuen. Der Künstler verwendet absichtlich keine Kleidung um die inneren Emotionen besser zu zeigen, aber auch um keine kulturelle Zugehörigkeit zu haben.

Pünktlich zum Sonnenuntergang stehen wir auf dem Operndach, aber die Wolken verdecken uns jede Chance um etwas zu sehen. Das gilt leider auch für die Nordlichter. Sie wären stark genug um sie in Oslo zu sehen, aber Wolken und Lichtverschmutzung zerstören uns jede Hoffnung.

Wir schließen den Trip am nächsten Tag noch mit einer gemütlichen Runde durch die Bibliothek, aber dann geht auch schon unser Bus nach Göteborg.

13. Hoher Norden, tiefe Temperaturen

Man könnte fast meinen ich bin gar nicht mehr in Göteborg – stimmt auch fast. Die Schweden sagen zwar nicht gern Osterferien, deswegen werden die Tage Selfstudy genannt. Und danach folgen Wiederholungsprüfungen aus dem letzten Semester – also auch für mich frei, weil ich letztes Semester gar nicht in Prüfungen schreiben haben können. Also eine gute Gelegenheit um nach Lappland zu fahren.

Das Willkommenskomitee für internationale Studenten hat auch einen Trip organisiert und um Mitternacht geht es in Göteborg los. Unser Ziel ist der Flughafen in Stockholm um nach Kiruna in Lappland zu fliegen. Im Bus kann man nicht ganz so gut schlafen, aber zumindest vergeht die sechsstündige Busfahrt ein bisschen schneller und den Flug verschlafe ich eigentlich auch. In Lappland angekommen, bin ich froh dass ich mich wärmer angezogen habe. Wir haben es natürlich gewusst, aber ich war schon über jede Schicht froh, die ich anhatte.

Als Erstes machen wir eine kleine Tour durch Kiruna. Kiruna ist zumindest für die Schweden wegen dem großen Eisenvorkommen entstanden. Die Sami waren schon lange da, aber die Schweden haben in der Vergangenheit die Tendenz gehabt, sie einfach zu vergessen. Die Mine in Kiruna ist die größte unterirdische Eisenmine – und sie wird noch größer. Derzeit wird nämlich die ganze Stadt verschoben, weil sich drunter ein Eisenvorkommen befindet. Anscheinend ist es auch billiger eine komplette Stadt abzureißen und wieder auf zu bauen als auf das Eisen zu verzichten.

Wir stoppen auch in der Kirche von Kiruna, eine der Ältesten in Lappland. Die wollen sie tatsächlich nicht abreißen, sondern siedeln. Wäre aber auch sonst schade um sie gewesen und Holzkirchen kann man nicht so leicht auseinander nehmen und wieder zusammen bauen. Derzeit bauen sie allerdings noch die Straßen um überhaupt dort mit dem LKW zu fahren, der dann die Kirche transportieren wird.

New Kiruna als Stadt ist nicht sehr spektakulär – wir haben auch nicht viel Zeit. Wir müssen nämlich das Essen für den restlichen Aufenthalt für unsere Hütte kaufen. Wir haben Glück, wir sind nur zu viert. Gibt aber auch Hütten mit dreizehn Leuten. Im Camp angekommen ziehen wir gleich in unsere Hütten ein und es ist schon sehr ein kuschliges Ambiente. Überall liegt Schnee, wir haben einen Ofen und natürlich keine Dusche, sondern nur die Gemeinschaftsdusche. Natürlich schauen wir sofort wie die Wolkenabdeckung für heute Nacht ausschaut, aber da eigentlich draußen ein Schneesturm wütet, wird es wohl nichts mehr mit Nordlichtern.

Den nächsten Morgen starten wir topmotiviert zum Langlaufen. Wir können uns die Ausrüstung vom Camp ausborgen und dann um den See laufen. Das Wetter ist sogar so prächtig, dass ich gerne die Sonnencreme und die Sonnenbrille auspacke. Der See hat teilweise bis zu einem Meter dickes Eis und überall liegen mindestens 20 cm Schnee. Alpines Skifahren gefällt mir zwar besser, aber auf dem Schnee ist Langlaufen dann doch ein gutes Fortbewegungsmittel.

Am Abend starten wir dann in den Nationalpark in Abisko für die Nordlichter. Es soll perfektes Wetter heute sein und wir ziehen uns alle super warm an. Ich borge mir noch bessere Schuhe aus und sie gibt mir auch gleich Schuhe, die zwei Größen zu groß sind und ein dickes Paar Wollsocken. Und ich war froh darüber. Bei unserem ersten Stopp bleiben wir bei einem Lagerfeuer, wo es Suppe und Tee gibt und da sehen wir dann auch bald unser erstes Nordlicht. Zuerst ist es nur ganz klein und man sieht es eigentlich nur auf Kameras, aber bald ist es für alle sichtbar. Kameras können Nordlichter viel besser einfangen als Augen, deswegen sind sie auf Bildern meist beeindruckender als im echten Leben. Aber auch ohne Kamera waren sie echt cool, wie sie sich über den Himmel bewegen und wachsen.

Nachdem wir allerdings dann schon fast zwei Stunden dort waren, beschließen wir zu unserem nächsten Stopp zu fahren – und uns aufzuwärmen. Wir haben Glück, auch beim nächsten Spot sehen wir wieder die Nordlichter. Zwar nicht so intensiv wie davor, aber auch nett. Unser letzter Spot ist einem Skigebiet auf einem Gipfel und da packen die Nordlichter nochmal alle ihre Tricks aus. Wäre es nicht so kalt gewesen, wären wir sicher länger geblieben.

Nachdem wir erst um halb 4 nach Hause gekommen sind, wäre es schon nett gewesen ausschlafen zu können. Allerdings steht für uns eine Snowmobiltour in der Früh nach Jukksjärvi an. In Jukksjärvi gibt es das ICE Hotel und Nutti Sámi Sida, ein Sámi Museum. Die Sámi waren schon seit vielen Jahren in Lappland – bis die Schweden beschlossen haben, dass das Land nun ihnen gehört. Für die Sámi, Nomaden, ein ganz unbekanntes Prinzip. Und wie es leider in der Geschichte passiert, wurden sie von den Schweden kolonialisiert und haben viele ihrer Traditionen verloren. Heute gibt es nicht mehr viele, aber die Geschichte wird zumindest ein bisschen aufgearbeitet.

Im ICE Hotel kann man für 600€ pro Nacht in den billigen Räumen übernachten – die hübscheren Räume sind dann schon bei 1200€ die Nacht. Was es so besonders macht? Fast das ganze Hotel ist aus Eis und es gibt Eisskulpturen. Jedes Jahr im Dezember hauen viele verschiedene Künstler Figuren aus dem Eis und verzieren die Räume. Deswegen müssen die Räume auch konstant auf maximal minus sieben Grad sein – in Lappland nicht wirklich ein Problem. Allerdings kann man dann nur in einem speziellen Thermoschlafsack dort übernachten und man kann erst ab 6 Uhr am Abend rein und muss um 8 Uhr in der Früh wieder raus, weil dann die Touristen kommen. Das, ohne Frühstück oder irgendwas, für 600€? Weiß ja nicht. Aber die Skulpturen und Räume waren schon echt nett, und wir haben nicht 600€ gezahlt um uns das anzuschauen.

Wir beschließen am Abend noch die Grillstelle auszuprobieren – überdacht und windgeschützt. Also eigentlich eh ganz warm. Wir sind nicht die einzigen und jeder grillt sein Essen. Naja und weil wir ja natürlich wieder auf Nordlichter warten, wird es wieder eine lange Nacht. Aber leider ist nichts aufgetaucht.

Am nächsten Morgen können wir endlich ausschlafen, nur am Nachmittag ist eine Hundeschlittentour geplant. Dort angekommen hören wir schon die Hunde heulen. Naja, bei 200 Hunden nicht schwer. Die Hunde sind schon bereit und fast empört, dass wir so lange brauchen. So viel Energie habe ich schon lange nicht mehr gesehen und als es endlich losgeht, können sie es gar nicht abwarten. Die Fahrt geht durch den Wald und unser Guide erzählt uns über die Hunde. Sie selbst ist grade erst mit ihren Hunden von einer 6 Tage Tour in den Bergen zurück gekommen. An einem Tag können sie bis zu 40 km laufen und sie brauchen die Bewegung auch. Ganz vorne lässt sie die Hunde laufen, die rechts und links unterscheiden können – also schon mal nix für mich. Hinten sind dann die jungen Hunde, die eigentlich alles ziehen.

Wir waren zwar ziemlich eingepackt – über die normalen Thermoschichten und Skigewand haben wir nochmal einen warmen Overall bekommen, aber wir beschließen trotzdem am Abend in die Sauna zu gehen. Die Sauna würde im Sommer eigentlich über den See schwimmen, aber derzeit ist sie im Eis gefangen. Der große Pluspunkt der Sauna? Mittendrinnen gibt es eine Luke zum Eiswasser vom See. Und das ist schon angenehm.

Aber dann bricht schon der Abreisetag für uns an. Wir borgen uns noch Schneeschuhe aus und kriegen bisschen stärkere Tennisschläger in die Hand gedrückt. Als mehr retro geht fast nicht, aber sie funktionieren meistens. Mit ein paar Stürzen spazieren wir durch den Wald und kommen zu einem anderen See. Dort wollte eine Freundin ausprobieren wie es ist im Schnee zu liegen. Naja, wir können froh sein dass sie am Anfang nur einen Schuh ausgezogen hat, weil sie ist sofort bis zu Hüfte im Schnee verschwunden und wäre noch weiter gesunken wenn sie nicht von ihrem anderen Schneeschuh gestoppt worden wäre. Also liegend wäre es nicht so leicht gewesen wieder aufzustehen. Aber irgendwann müssen wir dann uns dann doch vom Schnee verabschieden und machen uns wieder auf den Weg nach Göteborg.

14. Abenteuer rund um Göteborg

Wir sind zurück aus Lappland und haben noch eine Woche Ferien. Eigentlich haben wir geplant für drei Tage in der Umgebung Wandern zu gehen, aber das Wetter ist zu instabil. Noch bei strahlenden Sonnenschein ohne Jacke im Park besprechen wir unsere Pläne, am nächsten Tag schneit es uns ein. Naja, wir haben es erwartet und beschlossen in ein altes Militärflugzeugmuseum in einem Bunker außerhalb von Göteborg zu fahren. Dort kriegen wir die Führung von einem enthusiastischen Pensionisten. Leider ist er nur über die Flugzeuge enthusiastisch und nicht über dem Bunker, in dem alles ausgestellt wird, die Helikopter oder die Ausstellung über den kalten Krieg. Zumindest können wir jetzt alle wichtigen alten Militärflugzeuge von Schweden erkennen. Wir haben dann doch noch ein bisschen Zeit über und streunen durch den alten Flugzeugbunker. Die restlichen Ausstellungen waren auch auf Schwedisch, deswegen haben wir beschlossen, das übliche zu machen wenn man nicht schwedisch lesen kann. Die Sachen für Kinder. Das Feldtelefon haben wir zumindest zum Laufen gebracht.

Aber weil es ja April ist, ist am nächsten Tag wieder Sonnenschein und wir machen uns auf in den Norden um dort einen kleine Tageswanderung zu machen. Unser Weg geht durch Winterlandschaften bis zu sonnigen Flecken, wo es sich wie Frühling anfühlt. April halt. Wir enden auf einer kleinen Insel mit Burg, die im Sommer sicher von Touristen überflutet ist. Aber wir haben eigentlich die ganze Insel fast für uns und spazieren durch die Schärengegenden.

Am Donnerstag haben wir beschlossen, Ostern noch ein bisschen nachzufeiern, weil wir alle über Ostern überall in Schweden verteilt waren. Jeder bringt was mit für die Osterjause und ich beschließe Pinzen zu backen. Für meine ersten Pinzen, bin ich eigentlich ganz zufrieden. Natürlich gehört auch Eier bemalen dazu und Eierpecken führ ich dann auch gleich ein.

Das Wochenende nutzen wir um nach Südschweden, genauer Malmö, zu fahren. Dort angekommen spazieren wir gleich durch die Stadt. Unser erster Stopp für Blasenpflaster ist gleich eine der ältesten Apotheken in der Stadt. Dann spazieren wir weiter durch die Stadt zur Kirche. Was generell an skandinavischen Kirchen sehr cool ist, dass sie kleine Spielplätze in der Kirche für Kinder haben. Hab ich noch nie in Österreich gesehen – bin aber vielleicht zu selten in Kirchen.

Die Altstadt gibt auch ordentlich was her, des sind schon nette alte Häuschen. Aber bisschen Sonnenschein macht das Wetter auch immer besser. Ein paar Gewandschichten verlieren sich schon im Gepäck und die Sonnencreme wird geteilt. Als Mittagsessen gehen wir ganz authentisch Falafel essen und anscheinend haben wir auch richtig gewählt, weil wir in einer langen Schlange mit den Locals stehen. Wir genießen unsere Falafelrulle (Falafeldürüm) gleich am Wasser und spazieren dann auch schon weiter Richtung Burg.

Dort erfahren wir mehr aus Zufall, dass das Ticket für fünf verschiedene Museen in der Nähe gilt und 5€ kostet. Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen und schon haben wir alles im Spind verstaut und sind unterwegs. Wir kriegen noch schnell einen Sticker um überall reinzukommen und schon geht es los. Ich traue mich sogar kurzärmlig raus, so warm ist es. Als erstes besuchen wir das technische Museum – passiert wenn man mit einer reinen Technikerinnengruppe unterwegs ist. Es ist zwar klein, aber es hat ein paar nette Austellungen – auch ein kleines U-boot, durch das man durchgehen kann. Als nächstes teilen wir uns ein bisschen auf, weil ich mit moderner Kunst nicht so viel anfange und lieber den Geschichtsteil des Museums mir anschaue. Dort ist aber leider großteils alles auf schwedisch, deswegen spaziere ich nur gemütlich durch und schaue mir alles an. Mein Schwedisch wird dort gleich auf die Probe gestellt, weil mich ein Familienvater auf Schwedisch anspricht. Ich weiß nicht wirklich was er will, also sage ich, dass ich nicht schwedisch spreche. Ein bisschen verwirrt geht er dann doch. Kurz danach kommt mir, dass er mich mit Museumssticker, kurzärmlig und gemütlichen Gang wahrscheinlich für eine Museumsmitarbeiterin gehalten hat.

Wir beschließen noch das restliche Sonnenlicht mit Eis zu genießen und spazieren zum Meer. Eine Freundin und ich müssen uns allerdings, schon von den Anderen verabschieden, die noch am nächsten Tag nach Lund fahren. Wir müssen beide nach Göteborg, sie zu einer Party, ich zu einer Chorprobe und Lund haben wir beide schon gesehen.

15. Opernbesuche und Kreuzfahrten

Vor Ewigkeiten hat die ganze Gruppe einmal Musicaltickets gekauft – und weil wir viele Leute waren, war es schwierig für alle ein Datum zu finden und dann schien damals der Opernbesuch in ferner Weite. Aber tatsächlich ist er dann doch endlich gekommen und fast pünktlich sitzen wir alle in unserem Balkon für Wicked. Mein Mitbewohner hat ein Ticket für 10 Tage später unabsichtlich gekauft. Das Musical ist echt gut gemacht und zur Pause fliegt die Hexe dann tatsächlich auch mit Seilzug von der Bühne bis an die Decke. Wir haben zwar die billigsten Ticktes ganz oben, aber können sie dafür gut fliegen sehen.

Dann geht es aber auch schon für mich auf den nächsten Ausflug – Tallinn. ESN Sweden, die Organisation für internationale Studenten in Schweden, hat eine kleine Kreuzfahrt von Stockholm nach Tallinn und wieder zurück organisiert. Checkin ist um eins und als wir dort ankommen, geht die Schlange schon bis an das Ende vom Terminal. Glücklicherweise haben wir Freunde, die schon früher da waren und dann kommen wir doch früher zum Checkin. Die Stimmung ist schon richtig gut und ein paar verwirrte Leute wundern sich sicher, warum 2000 Studenten in einem Fährterminal campen und überall Musik gespielt wird. Ein bisschen leid tun mir die normalen Touristen, die mit uns am Boot sind, schon.

In unserer Kabine lernen wir gleich unsere Nachbarn kennen – Deutsche, die in Norwegen studieren und schon seit 24 Stunden wach sind. Generell sind überall Leute unterwegs und bald enden wir in der ersten Kabinenparty von Leuten aus Göteborg. Pünktlich zum Ablegen gibt es eine kleine Willkommensshow und dann beginnen schon die verschiedensten Programme. Wir gehen gleich einmal das Wichtigste an – Abendessen am Buffet. Dann geht es auch schon weiter zu den verschiedensten Aktivitäten und da es auch Party bis spät in die Nacht gibt, ist die erste Nacht eher kürzer.

In Tallinn kommen wir dann um 10 Uhr in der Früh am nächsten Morgen and und fast frisch ausgeschlafen, machen wir uns auf den Weg zu einer Stadtführung. Ich war zwar schon einmal in Tallinn, aber unser Guide macht ein sehr interessantes Programm und wir lernen auch, dass Estland derzeit mit 33 Jahren Unabhängigkeit ihren persönlichen Rekord hat. Die kürzeste Unabhängigszeit war sechzehn Stunden. Nach der Stadtführung spazieren wir noch durch die Stadt, aber weil das Wetter dann doch nicht so lieblich ist machen wir auch einen Abstecher in einer der ältesten, noch laufenden, Apotheken in Europa. Dort gibt es eine kleine Ausstellung zu allen möglichen heilenden Substanzen und natürlich auch eine mumifizierte Hand.

Wir müssen aber dann doch wieder Richtung Schiff aufbrechen, weil wir wieder ablegen. An dem Abend gewinne ich fast das Music Bingo (ein Lied war leider falsch) und wir stellen einen neuen Rekord auf im “Mit zwei Flagge am Boden den Boden zu überqueren ohne den Boden zu berühren”. Auch diesen Abend gibt es wieder Party auf allen Ebenen und dieses Mal ist es unser Ziel den Sonnenaufgang über dem Meer zu sehen. Leider haben die Wolken nicht ganz mitgespielt und wir sehen nicht wirklich viel.

In Stockholm kommen wir dann auch wieder um 10 Uhr in der Früh an und wir machen uns aber auch schon wieder auf den Weg nach Göteborg. Obwohl alle Göteborger Studenten die mit waren einen Zugwaggon gefüllt haben, habe ich noch nie so einen leisen Waggon erlebt. Warum wohl 😉

Die Woche schließen wir dann noch mit einem erneuten Besuch in der Oper ab. Wir haben durch die Studentenliste Tickets zu einer modernen Tanzpeformance um 12 Euro statt 67 Euro bekommen und da haben wir natürlich zuschlagen müssen. Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich es verstanden hätte, aber es war trotzdem sehr cool anzusehen.

16 – Cortège!

Chalmers ist einzigartig in Schweden für ihre Cortége. Das ist eine riesige Parade durch ganz Göteborg – mit Paradewagen gebaut von den Studenten von Chalmers. Besonders daran ist, dass wir nur 10 Tage Zeit haben um alles zu bauen. Wir? Ja, ich bin auch dabei. Natürlich muss ich meinen Austausch auskosten. Es war zwar durchaus schwierig in ein Team zu kommen. Elsa hat mich zwar in ihrem Team adoptiert, aber die Schweden haben nicht nur Personalnummern um Ausländern das Leben schwer zu machen, sondern auch Sektionen auf der Uni, denen wir natürlich nicht angehören. Sektionen sind die Studienbereiche, aber obwohl ich Informatik studiere, gehöre ich hier der Pseudosektion Exchange an. Ich weiß nicht genau wie, aber nach ein paar Telefonaten mit den Organisatoren sind ich und ein paar Freunde auch tatsächlich die ersten Erasmusstudenten, die bei der Cortege mitbauen. Das liegt jetzt aber tatsächlich schon ein paar Wochen zurück und die Planung ist schon abgeschlossen und das ist die Woche, wo der Byggplats (Bauplatz) eröffnet wird.

Zur Eröffnung trifft sich mein Team und wir spazieren gemeinsam zum Byggplats. Der Byggplats ist unter dem Jahr ein normaler riesiger Parkplatz, für zehn Tage wird er abgesperrt und zu unserer Baustelle, wo man nur mit Bändchen reinkommt. Dort treffe ich tatsächlich auch ein paar Leute aus dem Chor, also nach ein paar Monaten nach Chalmers, wird zumindest der Johanneberg Campus ein kleines Dorf. Ein Kran fährt ein Sofa weit in die Höhe, ein Typ drauf haltet eine Rede auf schwedisch. Genau weiß ich nicht worum es geht, aber das ganze ist schon ein bisschen eine Einleitung wie streng sie mit den Sicherheitsmaßnahmen hier sind. Dann gibt es ein Feuerwerk am hellichten Tag. Ich wundere mich, dass man da ja eigentlich nichts sehen sollte, aber sie lösen das Problem ganz einfach: Sie lassen einfach eine riesige Explosion mit riesiger Feuerwolke los. Damit ist das Bauen eröffnet.

Wichtig ist auch, wir haben alle weiße Mäntel mit dem Logo von der Cortege bekommen, die natürlich jeder am Byggplats trägt. Wir dürfen zeichnen was wir wollen, nur nicht über das Logo am Rücken. Sollte das passieren, nehmen sie tatsächlich einem den Mantel wieder weg und beseitigen ihn. Wie genau? Es gibt eine wunderschöne Marshmallowgrillstation hier – ein alter Heißluftballon nur ohne Ballon. Die Jacke wird dann um einen Metallstecken gewickelt und in den Brenner gehalten, der die Flammen sicher ein zwei Meter hochjagt. Und ja, normalerweise werden Marshmallows dort gegrillt, es wird nur ca einmal pro Tag eine Jacke verbrennt.

Die meisten Leute zeichnen auf ihre Jacken ihre Sektionsheiligen. Die Heiligen sind auch herrlich – es sind Comic- und Popculturefiguren. Ich hab noch nicht ganz herausgefunden was meine Sektion ist – also entweder habe ich einen Schlumpf oder einen Specht aus den Looney Tunes. Ein bisschen neidisch bin ich schon auf die Chemiker mit Darth Vader und Yoda oder die Elektrotechniker mit Donald Duck.

Was auch besonders am Byggplats ist, ist das die Musik und das unlimitierte gratis Bier. Es wird nämlich für die zehn Tage die ganze Zeit das gleiche schwedische Lied gespielt wird. (Also ich habs schon nach den ersten zwei Stunden auswendig singen können). Wir kriegen Bierkrüge und es gibt einen Zapfhahn, der die ganze Zeit frei zugänglich ist. Es ist zwar “nur” Mellanöl, also 3,5% Alkoholgehalt aber trotzdem spannend, wenn man bedenkt was alles am Byggplats abgeht.

Unsere Nachbarn zum Beispiel motorisieren glaube ich eine Badewanne. Schweißen tut auch jeder und alte Fahrräder werden zerlegt um Wagen zu ziehen. Manche Gruppen haben Glück und haben ein Auto bekommen – die sie teilweiße natürlich auch fast komplett zerlegen. Es wird gesägt und gebastelt.

Wir haben drei Themen gepitcht – ein Barbiedreamhouse (mit Whirlpool), eine Whirlpool in einem Boot das von Fahrrädern gezogen wird und ein trojanisches Pferd. Das Barbiedreamhouse haben wir leider nicht gekriegt, aber dafür das Boot. Original war es eigentlich ein Flugzeug, dass von Fahrrädern gezogen wird um über die Doppelmoral von reichen Firmen und Leuten zu reden, die anderen Leuten sagen, sie sollen mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren für das Klima und dann selber mit dem Privatjet herumfliegen. Allerdings hätte das Flugzeug nicht in die Straßen von Göteborg gepasst und wir wollten eigentlich in einem Whirlpool während der Parade sitzen. (Zumindest die Leute, die net radeln müssen)

Was auch besonders in der Bauwoche ist, ist das Bierzelt. Jeden Tag in der Woche gibt es Konzerte und Party bis in die Nacht. Und wenn das Zelt zusperrt ist natürlich der unieigene Club bis in die Früh offen. Die Schlange für das Bierzelt ist lange – wenn man nicht eine halbe Stunde vor Öffnung da ist, kann man eine Stunde mindestens warten. Und die Studenten tun sich das auch an. Aber es gibt auch jeden Tag am Byggplats Bewerbe um einen Expresspass zu gewinnen. Das geht von kleinen Impromptu Shows bis zu ein Auto auf den Kopf stellen und wieder zurück. Naja wir haben leider nicht den Rekord von ca 4 Sekunden geknackt aber wir haben unser bestes gegeben.

Was auch in der Bauwoche passiert, sind die Chalmersmeisterschaften. Klingt jetzt ganz edel, aber es ist ein Bewerb wer das beste Sittning, also ein traditioneller schwedischer Dinner mit Gesang und Shows, veranstalten kann. Es gibt Themen und das Budget vom ganzen Jahr geht dafür fast drauf für die Sektionen. Es sind generell die besten Sittnings die es gibt, aber genauso begehrt sind sie auch. Es gibt zwar jeden Tag ein Sittning aber die Schlangen sind unmöglich lange und ich schaffe es leider in kein einziges.

Wir kriegen auch Programmhefte, die wir verkaufen müssen – naja müssen nicht, aber so können wir auch Geld verdienen. Schweden hat aber ein wunderbares schnelles Bezahlsystem – Swish. Man braucht nur die Telefonnummer ode QR Code und kann eine Sofortüberweisung machen. Klingt in Theorie ganz cool, aber natürlich braucht man dafür eine schwedische Personalnummer. Und weil wir natürlich keine haben, können wir Swish auch nicht verwenden. Aber ich tue mich mit Elsa zusammen und gemeinsam machen wir am Tag der Parade die Stadt unsicher – da verkauft man nämlich am meisten. Ich habe meine fünf Sätze, mit denen ich die Programmhefte verkaufe und tatsächlich reichen sie ab und zu aus. Meistens beginnen die Leute dann aber doch zum Tratschen. Generell sind die Schweden ja ein bisschen bekannt eher introvertiert zu sein, aber sobald man ein gemeinsames Interesse oder andere Gemeinsamkeiten haben, tratschen sie schon gerne.

Ich könnte noch so viel über die Valborgstraditionen (Walpurgis), es geht von Hüte wechseln über Lagerfeuer bis zu Maiblumenanstecker, aber irgendwann muss ich ja dann doch vom restlichen Valborg erzählen. Eins ist klar, die Schweden freuen sich über den Frühlingsstart.

Um 18 Uhr beginnt die Parade, ich habe fast alle meine Hefte verkauft und wir sind schon in der Reihenfolge. Ich bin eine Kellnerin die mit einem Schild neben dem Boot herlauft. Nach 6 Stunden durch die Stadt gehen und Hefte verkaufen, freuen sich meine Füße sehr auf zwei weitere Stunden. Aber es läuft eigentlich ganz gut. Jeder Fleck neben der Strecke ist bummvoll überall warten Menschen. (Der Fotodump von der ganzen Parade kommt dann am Ende;)).

Zwei Stunden vor Start

Generell stellt jeder Wagen ein Ereignis des Jahres dar – es geht von Trump vs Biden über Barbenheimer bis zu vielen schwedischen Sachen, die wir nicht immer verstanden haben. Wir sind allerdings eine lose Nummer, also unser Wagen ist nicht auf einem LKW und wir müssen uns nicht unbedingt daran halten.

Nach zwei Stunden sind wir allerdings wieder zurück und wir müssen unseren Wagen zerstören. Naja der war echt nicht der Stabilste – unsere Fahrradverbindung haben wir während der Cortège sicher fünfmal repariert und die Papierverkleidung hat am Ende dann auch nicht mehr gehalten. Nachdem wir dann alle den Byggplats aufgeräumt, geht aber auch schon eine der größten Feiern von Chalmers los. Das ganze Studentenunionsgebäude ist abgesperrt, es gibt zehn Bars, fünf Tanzflächen und ganz wichtig : drei Hüpfburgen.

Glücklicherweise gibts eine eigene Studentenvereinigung die Fotos von allen Chalmers Events macht.

17 – Im Land der Wikinger und Trolle

Es kommen ein paar Selfstudies Days auf uns zu und das heißt es ist Zeit für einen bisschen größeren Trip.

ESN Göteborg organisiert einen Roadtrip nach Norwegen und da sind wir dabei. Zu Mittag starten wir von Göteborg Richtung Oslo, wo wir dann abends ankommen. Wir kennen zwar Oslo schon aber dieses Mal ist das Wetter deutlich besser.

Den nächsten Tag starten wir mit einer Tour durch Oslo, mit Start im Viggelandpark.

Danach verlassen wir aber schon die Hauptstadt zu unserem eigentlichen Ziel: den Fjorden. Da es doch eine bisschen längere Reise ist machen wir einen Stopp bei der Stabkirche von Borgund, eine der ältesten Holzbauwerke in Europa.

Dann kommen wir aber doch gegen acht am Abend endlich in Luster an und genießen unsere Aussicht auf den Fjord. Und schwimmen natürlich auch drinnen. Wenn man so lange an kalte Temperaturen gewöhnt wird, ist alles was ein bisschen wärmer ist, automatisch Sommer.

Den nächsten Tag starten wir dann wieder früh, weil wir eine Gletscherwanderung geplant haben auf den Nidgardsbreen, eine Gletscherzunge vom Jostedal Gletscher, dem größten Festlandgletscher Europas. Wir treffen unsere Guides und kriegen unsere Ausrüstung. Dann müssen wir aber doch noch ein einhalb Stunden zum Gletscher wandern, weil auch der leider klimawandelbedingt schrumpft. Am Gletscher werden die Steigeisen angezogen und wir werden ans Seil gehängt. Der Eispickel scheint am Anfang eher symbolisch, is aber in der Steigung dann doch ganz nett.

Unser Guide erzählt uns durchaus viel über den Gletscher – zum Beispiel dass man das Wasser aus den Gletscherpools zwar trinken kann aber nicht unbedingt viel, weil viele tote Tiere im Gletscher sind und das zu Bakterien im Wasser führt. Im gleichen Moment beginnt die andere Seilgruppe aus unserer Reisegruppe aus dem Pool zu trinken. Naja es haben zumindest alle überlebt.

Nachdem wir den Abstieg überlebt haben und wieder bei unseren Hütten sind starten wir noch eine Runde Schwimmen in den Strahlen der letzten Abendsonne (was in Norwegen ca halb 9 ist) und grillen.

Natürlich nicht um 9 Uhr am Abend

Aber auch für den nächsten Tag ist eine Wanderung geplant. Unser Ziel ist eine alte Farm, die den Fjord überblickt. Fuglesteg liegt auf 630 Metern Höhe und heißt übersetzt Vogelstange, weil nur die Vögel es erreichen können. Naja wir haben es auch geschafft aber es war schon durchaus steil.

Das war aber tatsächlich nur vormittags, weil wir noch nach Bergen wollen. Am Weg nach Bergen gibt es natürlich wieder einen Zwischenstopp zum Füße vertreten und der ist natürlich ganz gut bei Tvindefossen, einem Wasserfall, gelegen.

Abends kommen wir dann an und nach einem schnellen Abendessen beschließen wir noch ein bisschen durch die Stadt zu spazieren. Jetzt ist unser Hostel ziemlich weit auf einem der umliegenden Berge gelegen und wir wollten einen anderen Weg zurück nehmen. Manche Leute würden sagen wir haben uns verirrt, wir nennen es Abenteuer.

Aber am nächsten Tag haben wir dann doch mehr Zeit um alles anzuschauen und spazieren die volle Stunde nach Bergen Downtown runter. Bergen ist generell die regnerischste Stadt Europas mit ca 300 Tagen Regen aber wir haben nur Wolken erwischt. Also eigentlich prächtiges Wetter. Die Kirschbäume stehen in voller Blüte und wir spazieren den ganzen Vormittag durch die Stadt.

Leider ist das aber auch schon unser letzter Tag und wir müssen uns wieder in Richtung Norwegen bewegen. Aber davor machen wir noch einen Zwischenstopp in Flåm, wo wir ein Boot nach Gudvangen nehmen um die Fjorde auch vom Wasser zu sehen.

Damit ist aber endgültig die Action vorbei und unsere Nachtfahrt nach Göteborg startet. Zumindest haben noch ein paar Elche bei Dämmerung aus den Wäldern geschaut und sich verabschiedet.

18 – die kleinen Abenteuer

Nachdem ich im Vergleich meinen Mitstudenten sehr früh mit der Uni fertig bin, tatsächlich Mitte Mai, gibt es viele Gelegenheiten für kleine Ausflüge. Und weil es auch schon paar davor gegeben hat, lassen sich alle gut zusammenfassen.

Wenn eine Freundesgruppe nur aus Leuten besteht, die zum ersten Mal in Göteborg lebt, kommt es doch zu mehr Ausflügen als in Graz. Zum Beispiel haben wir die Hütte von unserer Uni gemietet. Ca eine Stunde von Göteborg entfernt, liegt sie ganz idyllisch am See. Wir waren schon einmal für ein paar Stunden Sauna in einer riesigen Gruppe dort, aber dieses Mal wollen wir “nur” zu 15t dort übernachten. Natürlich wird gegrillt und sauniert und die Gegend genossen. Ich muss schon sagen, es ist schon ein Luxus, dass man die Hütte so einfach von der Uni mieten kann. Und wie viel hat die Übernachtung pro Person gekostet? Umgerechnet ca 6 Euro.

Ein anderes kleines Abenteuer war dann doch näher. Irgendwann sind mein finnischer Mitbewohner und ich drauf gekommen, dass wir beide von unseren Vätern sehr früh Bryan Adams gezeigt bekommen haben und durchaus gern hören. Und zufällig kommt Bryan Adams auch nach Göteborg. Also haben Aapo und ich uns Stehplätze ergattert und zufällig rausgefunden dass auch andere befreundete Austauschstudenten zu dem Konzert bekommen. Wie soll ich sagen, wir haben den Alterschnitt zwar deutlich gesenkt aber es war ein echt cooles Konzert. Wir waren früh genug da, dass wir sozusagen in der sechsten Reihe waren und es war ein reiner Genuss. Und Aapo hat die Drumsticks vom Schlagzeuger gefangen.

Mein nächstes Abenteuer ist dann doch ein bisschen weiter weggegangen – nämlich Copenhagen. Lisa ist nämlich gerade dort und da muss ich die Zugverbindung doch glatt ausnutzen. Copenhagen ist echt schön und bei gutem Wetter nur noch besser. Wir sind durch die ganze Stadt spaziert und haben natürlich ganz authentisch HotDogs (auch in vegetarisch) und Flødeboller (Schwedenbomben) gegessen.

Dann is es aber für mich doch auch zurück gegangen, weil mein erstes Chorkonzert in Schweden ansteht – mit dem Damenchor von Chalmers. Ganz anders als mit den Keplerspatzen, nämlich komplett auswendig und mit Choreografien. Aber ich bin sehr froh dass ich den Chor hier ausprobiert habe und werde nicht nur gute Erinnerungen, sondern auch Freunde behalten.

Das letzte kleine Abenteuer war dann unsere Kanutour. Wir haben Kanus gemietet und sind in einem Naturreservat durch die Seen gecruist. Es war nicht nur sehr schön und ruhig, und es hat natürlich eine kleine Grillsession am Ende direkt am See gegeben.

19. Till Berlin

Berlin? Ja Berlin. Mein Chor macht eine Tournee nach Berlin und ich bin eine der frischen Sängerinnen, die auch mit darf. Also starten wir um 8 Uhr in der Früh zu 39gt im Bus Richtung Deutschland. Schwedische Chorkultur ist ja sehr tiefgreifend, deswegen haben wir sogar zwei selbst geschriebene Gesangsbücher mit großteils Trinkliedern. Und natürlich auch ein alter 80ziger Hit (Calcutta), der für die Tournee um gedichtet wurde auf Till Berlin (Nach Berlin) Das heisst die meiste Zeit im Bus wird gesungen. Damit es schneller geht nehmen wir die Fähre von Gedser nach Rostock und ehe wir uns versehen sind wir schon um 10 am Abend in Berlin.

Ein bisschen komisch ist es schon – ich bin zum ersten Mal seit langem in einer deutschen Stadt aber ich höre nur Schwedisch und spreche Englisch (und ein bisschen schwedisch wenn wir über die Deutschen reden). Wir wohnen direkt am Alexanderplatz und trotz langer Busfahrt spazieren wir für ein paar Drinks noch durch die Gegend.

Den ersten richtigen Tag in Berlin starten wir gleich mit einer Probe – wir haben ja schließlich drei Konzerte hier. Aber nach der Probe haben wir einen komplett freien Nachmittag und ich treffe mich mit Léna, die ja grad in Berlin als Austauschstudentin lebt. Ich bekomme den besten Döner in Berlin (war schon ziemlich gut) und dann fahren wir noch zum alten Flughafen Tempelhof, wo wir herumspazieren.

Am Abend treffen wir dann aber unseren befreundeten Chor aus Berlin, den Schillerchor. Wir singen zwar keine Konzerte gemeinsam, aber zumindest gemeinsam singen wollen wir einmal gemeinsam. Ganz berlinerisch lassen wir den Abend (oder eher die Nacht) mit Getränken vom Späti ausklingen.

Am nächsten Tag beschließen wir einen Streetartspaziergang durch Kreuzberg zu machen und kommen auch beim Checkpoint Charlie vorbei.

Nach einem Mittagsessen beim Dönermann wo ich Dolmetscher für meinen Chor spiele, starten wir aber Richtung Schloss Charlottenburg. Schon nettes Palästchen mit netten Gärten.

Ein paar Tage vor der Tour bin ich tatsächlich drauf gekommen, dass ich nicht die einzige Tänzerin im Tourneechor bin und wir haben gemeinsam beschlossen uns eine Tanzparty rauszusuchen. Die Lindy Hop Tänzer sind in der Überzahl und wir enden auf einer sehr netten und lauschigen Feier mit Live Musik.

Den Mittwoch starte ich mit einem ausgedehnten Spaziergang durch das Regierungsviertel bis zum Brandenburgertor, dass leider schon als großes Public Viewing für die Fußball EM abgesperrt ist. Aber nach dem Mittagsessen geht es schon in die schwedische Kirche, wo wir einen Gottesdienst musikalisch gestalten. In der Kirche wird nur schwedisch gesprochen, fast hätte ich es schon vermisst.

Nach dem Gottesdienst hat der ganze Chor einen Raum in einem georgischen Restaurant reserviert. Dort bekommen wir ein Sharingmeal und unser Kellner sagt noch dass es ein Festmahl ist. Und das war es. Georgisch kann ich aber wahrscheinlich nur in Berlin essen – normalerweise gibt es nicht sehr viele vegetarische Alternative. Aber in Berlin, der Hauptstadt der Veganer, gibt es das natürlich leicht. Ganz nach Chortradition wird natürlich viel getrunken und gesungen und am Ende kriegt unser Kellner auch noch ein Liebeslied von allen dargebracht.

Der nächste Tag startet vielleicht etwas später aber wir sind dann schon bald am Weg zur East Side Gallery – ein Teil der Hintermauer auf der sehr viele Kunstwerke aufgemalt sind.

Nach dem Mittagessen suchen wir uns taktisch einen Park und nappen noch ein bisschen – heute steht unser großes Konzert an. Wir singen in der Matthäus Kirche samt Kunstausstellung die von der Decke hängt. Als eine der drei deutschsprachigen Chormitglieder bereite ich noch meine Rede vor und dann geht es auch schon los. Auf jeden Fall ein sehr gelungenes Konzert.

Den Abend lassen wir noch gemütlich bei einem Italiener und einem Spaziergang nach Hause ausklingen. In unserem Hostel ist auch gerade Karaokenacht. Da momentan nur Teenager auf Berlinwoche da sind, singt natürlich niemand. Wir sind vier Mädels aus dem Ladieschoir und perfekt in den Stimmen aufgeteilt, deswegen schnappen wir uns die Mikrofone und performen Dreamgirls aus unserem Konzertrepertoire vierstimmig. Wir hätten die Teenager gern noch weiter unterhalten aber dann haben uns doch unsere sehr wenigen Stunden Schlaf vom letzten Abend eingeholt und wir beschließen uns zurück zu ziehen.

Der nächste Tag ist unser letzter voller Tag, aber auch ein sehr besonderer. Wir singen nämlich vier Stücke im Berliner Dom. Jetzt hab ich schon in so vielen Kirchen gesungen, aber das war schon sehr besonders. Wir bleiben noch für die Mittagsandacht. Kurz sehe ich noch meine Eltern, die ja gestern in Berlin angekommen sind, dann habe ich aber schon eine Führung durch ein altes Stasigefängnis.

Die Führung war wirklich interessant, viel mehr als man in der Schule lernt und gut aufbereitet. Schon schlimm was vor nicht einmal so langer Zeit passiert ist und wenn man durch die Zellen geht, ist es schon nochmal näher.

Am Abend haben wir unser Finalsittning und alle werfen sich dafür in die feine Schale. Wie jedes Sittning natürlich mit viel Gesang, aber auch Gyckels, die kleinen Acts von kleinen Gruppen. Ich nehm natürlich am Frauengyckel teil, wo wir uns ein bisschen über den Bass 1 lustig machen (ca 80% der Männer war original Bass 1 hat sich aber für die Tournee in der eine andere Stimme gequetscht, weil sie sonst nicht mit fahren hätten dürfen, weil wir zu viele hatten). Dieses Mal hab ich aber auch ein eigenes Gyckel organisiert, nämlich das der Deutschen und Österreicher (plus einen fließend deutsch sprechenden Schweden, weil wir einen Tenor für das Quartett brauchten).

Aber auch das Sittning neigt sich zu Ende und wir suchen uns noch eine Bar für den Abschluss. Gar nicht so leicht wenn Deutschland wenn gerade für die EM spielt. Aber irgendwo finden wir ja dann doch noch ein Plätzchen.

Der nächste Tag steht dann schon im Sinne von Checkout und Abschied, weil ich viele Leute lange nicht mehr sehen werde. Ich bringe meine Sachen zu Léna und dann treffe ich mich aber schon mit meinen Eltern um mit ihnen Berlin unsicher zu machen.

Wegen Regen schauen wir in das Spionagemuseum das sehr gut aufgebaut und recherchiert ist. Natürlich gibt’s auch ein paar interaktive Spielchen, wobei ich fast alles schaffe bis auf das Laserlabyrinth. Vielleicht bin ich doch eher Q und nicht James Bond.

Der Regen ist großteils weg und wir schauen noch zum Checkpoint Charlie bevor wir einen Termin für die Reichstagskuppel haben.

Dort oben hat man eine wunderbare Aussicht und auch die Geschichte des Reichtags is sehr nett aufgearbeitet.

Danach treffen wir uns noch mit Léna für ein Abendessen am Humboldt Forum, was ein wunderschöner Abschluss für meine Woche in Berlin war.

20. Der Abschied

Mit meiner Rückkehr nach Göteborg bahnt sich aber auch mein Abschied an.

Meine Eltern sind noch ein paar Tage in Göteborg und wir machen natürlich die wichtigsten Sachen – das Archipelago und Haga.

Dann muss ich aber auch schon beginnen zu Packen – die meisten Sachen nehmen sie mit und mir bleibt nur ein Rucksack für Interrail.

Eine kleine Reise unternehme ich noch – nämlich nach Skåne (Südschweden) um Midsommar zu feiern. Minou aus meinem Chor hat mich und eine andere Freundin aus dem Chor eingeladen. Wir sind zwar leider zu spät für das Tanzen um den Maibaum aber es gibt dann noch ein gemeinsames Essen mit Freunden in einem typisch südschwedischem Haus irgendwo im Nirgendwo. Der Regen macht unseren Blumenkränzen leider auch einen Strich durch die Rechnung, aber das allererste was ich über ein authentisches Midsommar gelernt habe, ist dass es mindestens einmal regnet. Und den Part wo man authentisch mit Freunden bis spät in den Morgen feiert haben wir dafür hinbekommen.

Zurück beginnt dann aber auch schon das Haus putzen. Die Details erspare ich euch, aber anscheinend ist Sauber machen für manche Leute doch sehr schwer. Naja hätt ich mir denken können bei dem Verhalten von meinen Mitbewohnern in den letzten paar Monaten aber zumindest habe ich es am Ende einigermaßen repräsentabel hinbekommen.

Die letzte Woche ist dann noch mit noch den letzten Highlights, wie den Vergnügnungspark Liseberg, und sehr vielen Abschieden gefüllt.

Ein bisschen schwer fällt mir der Abschied schon, es war ein wirklich schönes Semester im Norden.

7.7 – Aufbruch Richtung Norden

Der Eingangsblogeintrag wird eher kürzer, weil wir starten erst um 18:40. Offiziell natürlich um 17:15, aber das sind natürlich nur Richtlinien. Kurz vor 7 wird Kaja eingepackt, Eva kommt drauf, dass ihre Regenjacke noch das Stattegger Klima genießt aber glücklicherweise hat Kaja nicht nur eine zweite Regenjacke, sondern auch die gleiche Größe wie Eva. Dann wird auch noch schnell getankt und schon zieht es uns aus Österreich raus.

Wir schaffen es sogar bis kurz vor Nürnberg wo wir im Stealth Mode (das Dach nicht hochgeklappt, weil in Deutschland darf man nicht wild Campen, aber wir stellen ja nur unsere Fahrtauglichkeit wieder her) noch einmal bisschen Abend essen und dann schon schlafen gehen. Morgen wäre das Ziel ja schließlich Kopenhagen.

8.7 – Von Unfällen und Rettungsgassen

Um 6:30 ist Tagwache und nach kurzem Frühstück und Aufräumen sind wir auch schon unterwegs. Während wir so gemütlich auf der Autobahn unsere Kilometer verschlingen, ist vor uns plötzlich eine Staubwolke. Tatsächlich ist gerade vor uns ein Unfall passiert. Wir fahren ran, Georg steigt aus, übt seine Sanitäterpflicht brav aus und fragt ob jemanden verletzt ist. Tatsächlich ist niemand verletzt, was bei einem Unfall von 3 Autos und einem LKW auf der deutschen Autobahn schon einem Wunder gleicht. Die Autos sehen ziemlich demoliert aus, aber weil niemand erste Hilfe braucht, machen wir uns auch schon wieder auf den Weg. Glücklicherweise wollten wir noch 5 Minuten länger liegen bleiben in der Früh 😉

Unser Mittagessen verbringen wir idyllisch in der Lüneburger Heide, es wird ganz nach edlem Studentenrezept Nudeln mit Pesto gekocht. Wir beschließen die Nacht schon in Dänemark zu verbringen und rufen bei einem Campingplatz an. Die haben tatsächlich Platz und nehmen uns auch nach 8 Uhr am Abend an.

Vor Hamburg kommen wir zum ersten Mal richtig in den Stau und üben dort auch gleich zwei Mal Rettungsgasse bilden. Aber auch den Elbtunnel haben wir bald durchquert und dann gibt es den letzten Fahrerwechsel und wir schon am Weg nach Dänemark. Unser Campingplatz liegt wunderbar versteckt an einem Weiher und wir haben direkt Blick auf ein Weizenfeld. Jetzt wird nur mehr gekocht und dann können wir endlich einmal alle gemütlich ausschlafen.

9.7 – Italienische Sandstrände

Von den Strapazen unseres gestrigen Autotages ganz erschöpft, schlafen wir gut aus und frühstücken dann ganz entspannt am Weiher. Unser Campingplatz war nämlich einmal eine alte Mühle. Bezahlen kann man zwar nicht mit Karte, aber dafür akzeptieren sie auch Euro statt dänischen Kronen.

Unser heutiges Ziel ist Göteborg, aber da es nur 5 1/2 Stunden Fahrt ist, beschließen wir zwischendurch noch einen Badestopp zu machen. Ohne Zwischenfälle kommen wir in Angelsholm an, der ein bisschen an einen italienischen Touristenort erinnert, nur dass die Temperatur deutlich angenehmer ist. Der Strand ist zwar anfangs gesteckt voll mit Leuten aber nach 10 Minuten Spaziergang finden wir auch ein freies Stück Sand und schlagen Lager auf. Tatsächlich eines der wenigen Male wo man untertags durch den Sand gehen kann ohne sich die Füße zu verbrennen.

Wir springen auch alle einmal ins Wasser und lassen uns dann wieder von der Sonne trocknen. Nach Nap und Entspannungszeit brechen wir aber auch schon wieder auf, weil wir werden in Göteborg ja von den Sondereggers, unseren Familienfreunden aus Schweden, erwartet. Als wir gerade unsere Ankunftszeit schreiben, schreibt Klara uns dass sie sich beim Baden ihren Fuß aufgeschnitten hat und grad im Krankenhaus ist um genäht zu werden. Naja als wir ankommen, ist Klara aber schon wieder zuhause und es geht ihr gut. Wir essen noch gemeinsam zu Abend und tratschen bis uns die Müdigkeit einholt.

10.7 – Es war ausgezeichnet, Dankeschön!

Wir frühstücken spät, Sigi, Klara und Elsa sind schon arbeiten, aber Frida hat auch hier übernachtet und Karin ist auch da. Wir planen durch Göteborg zu spazieren und Karin bringt uns in die Stadt hinein. Natürlich haben wir uns beim Frühstück schon die besten Tipps geholt und wir starten in Haga, einem gemütlichem Viertel voller Cafés, traditionellen Häusern und Kopfsteinpflaster.

Wir lassen uns aber dann doch kurz von einem kleinen Hügel ablenken und beschließen zum Skansen Kronan hinauf zu marschieren. Die deutschen Mädels hinter uns hätten zwar 50€ für einen Lift gezahlt, aber Georg sieht das Geschäftspotential nicht. Oben angekommen, kommen wir drauf, dass die einzigen Leute, die nicht deutsch sprechen, französisch sprechen, aber etwas anderes kann man sich gar nicht bei einem Aussichtspunkt erwarten. Der Skansen Kronan war Teil einer Befestigungsanlage aus dem 17 Jhd, hat aber tatsächlich nie eine Schlacht gesehen und der Rest der Anlage wurde dann der wachsenden Bevölkerung geopfert und durch Wohnhäuser ersetzt.

Das Schöne an solchen Aussichtspunkten ist, dass man sich gleich entscheiden kann was schön aussieht und wohin man als Nächstes will. Wir entscheiden uns für die Oscar Fredriks Kyrka. Leider ist drinnen ein Begräbnis, deswegen beschließen wir wieder Richtung Haga zu gehen.

In Haga beschließen wir dann uns in ein Café zu setzten und auch ein wenig den Regen abzuwarten. In dem Café rettet Kaja auch schließlich eine verwirrte Deutsche die schon zu lange auf das Klo wartet, aber ganz in der Muttersprache angekommen bedankt sie sich dann auch auf Deutsch bei unserem Kellner. Tja man tut sich schon ein bisschen schwer, wenn alle rundherum deutsch sprechen.

Wir beschließen dem Regen zu trotzen und ein weiteres Viertel anzuschauen, Vasastaden. Trotz Allee werden wir aber pitschnass und eigentlich ist es auch schon egal, so kalt ist es nämlich gar nicht. Wir spazieren dann die Avenyn hoch bis zur Poseidonsstatue.

Frida hat uns auch noch die Stadtbibliothek empfohlen und da sie direkt neben uns ist, schauen wir auch gleich rein. Die Bücher sind fast alle auf Schwedisch und alle Schachtische sind besetzt, also warten wir noch kurz auf Frida, die nachher mit uns durch die Stadt gehen wollte. Gemeinsam beschließen wir zu Fridas Lieblingsplatz zu gehen, dem Palmhuset.

Im Palmhuset gibt’s es nicht nur Palmen sondern eigene tropische oder mittelmeerliche Gewächshäuser.

Wir setzen uns dann noch auf einen Balkon und Fridas Freund und ein anderer Freund kommen noch vorbei und wir tratschen über alles Mögliche. Spannend wie sich das Rettungswesen doch so stark unterscheiden können. Ich glaube wir haben die schwedischen Medizinstudenten ein bisschen verstört, damit dass man mit 17 schon bei der Rettung mitfahren darf.

Wir machen uns aber dann doch wieder auf den Rückweg, weil das Palmhuset sperrt auch bald zu und in Askim wartet Abendessen auf uns. Frida ist erst vor kurzem von einer längeren Indienreise mit Rohit, ihrem Freund, zurück gekommen und nach dem Abendessen gibt es auch indische Süßigkeiten. Allerdings warnt uns Rohit noch, dass es eigentlich ein Digestiv ist und man nicht mehr als zwei dieser Kugeln essen sollte. Hoffentlich haben es alle rechtzeitig gehört…

11.7 – Mückenmahlzeit

Zum Frühstück gibt es heute nicht nur Sigis eigenen Honig sondern auch Kreuzworträtsel. Tatsächlich haltet uns das Kreuzworträtsel so lange auf, dass uns nicht mehr so viel Zeit bleibt bevor wir starten wollen. (Das hat sicher nicht daran gelegen, dass wir zu lange geschlafen haben 😉) Wir machen noch einen kleinen Abstecher nach Askimsbadet an das Meer. Karin meint zwar, dass wenn wir uns schnell abtrocknen doch schwimmen können, aber vielleicht sind wir doch nicht ganz so abgehärtet wie die Schweden. Es ist nämlich schon eher windig.

Trotz Wind und Kälte beschließen wir noch Eis essen als Abschluss zu gehen. Die Kugeln waren allerdings riesig und konnten schon fast als Mittagsessen durch gehen.

Wir packen dann aber doch noch schnell zusammen und sind schon Richtung irgendwo. Unser einziges Limit ist nämlich die Fähre nach Gotland von Stockholm am 14. um halb 2 in der Früh, mehr haben wir nicht geplant.

Irgendwann suchen wir uns auch einen netten Parkplatz neben einem riesigen See. Kurz wird noch genappt und dann spazieren Kaja und Eva auch schon durch die Gegend. Wir entdecken einen Kanuverleih und beten, dass morgen das Wetter schön genug ist um ein bisschen den See zu erkunden.

Der Platz ist zwar schön in der Wildnis aber wir sind dann doch froh über den Regen, weil dann fliegen die Mücken nicht mehr. Trotzdem waren wir wahrscheinlich ein wahres Festmahl für die Mücken.

Den Abend schließen wir dann wieder ganz edel mit Nudeln und dänischem Bier.

12.7 – Kvack

Wir wachen auf und der Regen trommelt noch ordentlich auf das Dach. Das mit dem Kanufahren wird heute leider doch nichts. Auch nach 2 Stunden beruhigt er sich nicht und wir beschließen weiter zu fahren.

Die Stadt Örebro liegt auf unserem Weg und wir beschließen noch einen kleinen Zwischenstopp dort einzugelegen. Irgendwo sehen wir dass es eine schöne Burg gibt und geben einfach die ins Navi ein. Wird schon ein Parkplatz in der Nähe sein.

Tatsächlich kriegen wir dann gerade noch einen Parkplatz direkt vor der Burg und die liegt wirklich schön umgeben von Wasser.

Örebro ist ca im 19 Jhd einmal niedergebrannt und dann haben sie die Häuser wieder alle aus Stein neu aufgebaut. Deswegen sind sie noch immer gut erhalten und schauen auch gut aus.

Wir beschließen einen größeren Spaziergang durch die Stadt zu machen, es regnet zwar aber das sind wir ja schon gewohnt. Auch hier gibt es eine schöne Kirche und dieses Mal kommen wir sogar in die Kirche hinein.

Dann kommen wir kurz bevor wir wieder bei der Burg sind an Enten im Kanal vorbei und Georg packt sein ganzes Fotografierpotential aus und fotografiert die Enten von allen Winkeln. Aber schweren Herzens müssen wir die Enten zurück lassen, denn unser Campingplatz wartet auf uns.

Bei dem Campingplatz haben wir tatsächlich schon angerufen, weil wir doch etwas spät dran sind und einen Platz reserviert. Die Sprachbarriere die wir über das Telefon hatten, hatten wir allerdings auch im echten Leben. Das Telefonnummer und Adresse bei „phone number or address please“ beides aufgeschrieben werden muss, ist natürlich Teil des Rätsels.

Heute sind wir kulinarisch ganz extravagant und machen Tortillas. Kaja rührt ganz liebevoll eine Knoblauchsauce an und Eva beschließt ganz spontan, dass jeder was davon hat wenn sie einmal die Schüssel quer durch den Bus katapultiert. Naja vielleicht wollte sie auch nur eine Ausrede um den Bus gründlicher zu putzen.

13.7 – Von Schlössern und Seen

Zum Frühstück scheint die Sonne endlich wieder prächtig und die Hoffnung steigt dass wir wieder einen schönen Tag haben werden. Unser Campingplatz ist direkt am See, deswegen beschließen wir auch am See mit wunderbarer Aussicht auf See und Schloss in Mariefred zu frühstücken.

Wir müssen erst um 2 Uhr den Campingplatz verlassen und außer Wasser wechseln, haben wir nicht viel vor. Deswegen setzten wir uns noch an den See und lesen und zeichnen ein wenig. Für uns ist es dann doch ein bisschen frisch und windig zum Schwimmen gehen, aber das haltet die schwedischen Kinder nicht auf. Georg lässt sich noch zu einer schnellen Runde Römmy überreden, aber dann wird schon aufgeräumt und wir sind unterwegs.

Richtige Pläne haben wir ja nicht, aber Kaja braucht unbedingt Nasentropfen und auch Fenistil kann uns allen helfen. Also schauen wir schnell im nächsten Dorf in die Apotheke. In der Apotheke sind wir zwar etwas verwirrt, weil unsere Marken hier nicht existieren, aber uns wird geholfen und mit deutlich freierer Nase machen wir uns wieder auf den Rückweg zum Auto. Am Weg beschließen wir aber dass uns das Dorf doch ziemlich gut gefällt und wir mehr durch spazieren wollen.

Die Burg, die wir auch von unserem Campingplatz gesehen haben, ist auch gleich in der Nähe und wir spazieren länger durch den Park und die Lavendelgärten von Gripsholm.

Da finden wir auch heraus, dass die touristischen Highlights von Mariefred, die Burg, seine Porträtsammlung und der Park um die Burg herum ist. Mariefred selbst ist aber auch eine wunderschöne Stadt zum Durchspazieren. Die Porträtsammlung reizt uns aber nicht und wir tratschen uns eher die Zeit im Lavendelgarten am Wasser davon.

Am Weg zurück sehen wir auch einmal noch, wie echtes schwedisches Personal aussieht, wir sind beeindruckt 😉

Für unser Abendessen fehlen noch zwei Sachen und ein bisschen mehr beladener kommen wir aus dem Supermarkt heraus. Direkt davor steht auch noch ein Stand mit Beeren und wir holen uns Erdbeeren aus Schweden. Kurz wetten wir ob mit Karte zahlen können oder nicht, aber das kann man natürlich. Österreich ist einfach nur immer hinten nach.

Unsere Tortillas essen wir wieder an einem Parkplatz am See. Dort ist zwar Camping verboten, aber da wir eh nicht übernachten wollen, ist es egal. Das deutsche Pärchen neben uns, legt die Regel sicher anders aus. Am See spielen wir dann wieder Karten und nappen ein bisschen. Wir haben ja noch viel Zeit bis unsere Fähre um kurz vor 2 am Morgen in Nynäshamm fährt.

Theoretisch sollte es auch ein Schloss in der Nähe geben und Kaja und Eva machen sich auf die Mission, das Schloss zu finden. Die Seepromenade ist zwar wunderschön, aber wir finden kein Schloss. Zwar eine Grotte, die im Internet empfohlen war, aber dass darf sich eigentlich nicht so nennen, so klein ist sie.

Im Endeffekt finden wir ein Herrenhaus mit Stall und alter Pferderennbahn und beschließen, dass das unser Schloss ist. Die Sonne ist schon am untergehen, deswegen gehen wir vor auf den Steg und lassen uns von Mücken essen während wir der Sonne beim untergehen zuschauen. Und das dauert dann doch lange. Tatsächlich ist es letzte Nacht auch nie dunkel geworden bei uns. Liegt vielleicht daran, dass wir am nördlichsten Punkt unserer Reise waren.

Kurz nach elf sind wir dann wieder beim Auto, waschen ab und fahren nach Nynäshamm zu unserer Fähre. Glücklicherweise haben wir nur eine Stunde Fahrt. Jetzt breche ich aber ab, sonst wird der Eintrag zu lange.

14.7 – Swedish until proven otherwise

Der Tag startet in Theorie ganz früh, weil wir haben ja eine Fähre um 1:45. Ausgerüstet mit Polster suchen wir unsere Plätze. Wir stellen einen Wecker um 3 Uhr um vielleicht noch den Sonnenaufgang am Meer anzuschauen. Allerdings ist es um 3 Uhr schon wieder komplett hell und wir schlafen weiter bis 5, wo wir auf Gotland ankommen. Zumindest die, die können.

In Gotland suchen wir uns allerdings schnell einen Parkplatz und schon holen wir direkt am Meer unseren Schlaf nach. Ganz zeitig stehen wir allerdings um 11 wieder auf, manche stürzen sich in die Wellen der Ostsee, manche schauen sich das Fischerdorf nebenan an.

5 Minuten von uns ist die Lummelundagrottan entfernt, die zweitlängste bekannte Grotte in Schweden. Brav ziehen wir uns wärmer an und ergattern dann auch gleich einen Platz in der nächsten Führung.

Grottan hade varit känd länge, men det mesta upptäcktes först 1948 av tre nyfikna pojkar.

Ihr versteht nicht was im Absatz drüber steht? Genauso ist es uns während der ganzen Führung gegangen. Wir haben zwar die Kassiererin mit einem selbstbewussten Hej begrüßt, aber dann auf Englisch die Karten gekauft. Das wir dann vielleicht eine schwedische Führung nicht verstehen werden und Audioguides brauchen, ist ihr aber leider nicht eingefallen. Uns aber auch nicht und erst als wir in die Grotte gegangen sind, haben wir beschlossen dass es zu spät ist und eigentlich auch egal. So schwierig kann es ja auch nicht sein.

Im Endeffekt war es ziemlich witzig. Die wichtigen Regeln für Tropfsteinhöhlen kennen wir eh von der Lurgrotte und wenn man Englisch und Deutsch kann, kann man sich viel zusammenreimen. Zum Beispiel ist der schmälste Durchgang, durch den die drei Jungs sind, die aus Neugierde den Großteil der Höhle entdeckt haben, 22 cm hoch. Auch Fossilien kann man sehr gut erkennen, sogar einen Riesentintenfisch gab es, der vielleicht bis zu 8 Meter in den Berg reicht. Nur Georg hat uns am Ende verraten, weil er auf Englisch gefragt hat, ob die Höhle bei Regen geflutet wird. Und ja wird sie, aber nur selten. Aber es gibt sogar Führungen, bis das Wasser knietief ist, danach würde man den Guide nämlich nicht mehr verstehen.

Es gibt noch ein nettes Grillrestaurant direkt bei der Grotte, wo wir uns ein verspätetes Mittagessen holen. Währenddessen probt eine Band Musik, die man am besten als Country-Rock beschreiben kann. Also sehr passend. Auch hier spricht die Kellnerin uns wieder auf Schwedisch an. Also solange wir das Auto mit österreichischem Kennzeichen nicht bei uns haben und nicht reden, gelten wir als Einheimische.

Kurz springen wir noch alle einmal in die Ostsee und dann fahren wir zu einem Campingplatz. Die Rezeption hat zwar schon zu, aber am Telefon erklärt er uns dass wir einfach morgen früh drüber reden. Auch angenehm. Damit wird der Abend nur mehr mit Kartenspielen ausgeklungen. Schließlich müssen wir unseren Schlafrhytmus wieder in Ordnung bringen.

15.7 – Steine über Steine

Unser erstes Ziel liegt in Likarshamm. Das Motto des heutigen Tages ist Steine und das Kraxeln. Dafür werden auch die Crocs tatsächlich von allen gegen gescheitere Schuhe ausgetauscht. Als erstes sind wir bei Steinen, die ein bisschen wie eine Kirche angeordnet sind, daher kommt wahrscheinlich auch der Name Stenkyrka.

Dann spazieren wir noch weiter durch Gegend und finden noch eine Rauke im Wald, so heissen die Steingebilde. Georg und Eva waren vor 12 Jahren schon mal da und wir versuchen ein Foto von damals nachzustellen. Naja bis auf die Solarpanele hat sich nicht viel geändert.

Aber die berühmtesten und höchsten Rauken heissen Jungfrun und sind auch ganz in der Nähe. Schwedisch und deutsch sind sich doch ähnlich, die Rauken sind nach der Jungfrau, die der Legende nach oben sitzt, benannt. Die Legende finden wir zwar nicht, aber was soll’s.

Wir gehen wieder zum Bus zurück, kochen uns Essen und setzten uns dann mit unserem Essen zum Hafenbecken, wo wir den Yachtbesitzern zuschauen, wie sie ihre Boote putzen. Dann geht es aber auch schon zu den nächsten Steinen weiter, den Follhammar Raukområde, die auch in einem Naturschutzgebiet stehen.

Wir klettern auf alle möglichen Gebilde, bis wir uns dann doch einen ruhigen Ort am Meer suchen, wo wir einfach nur die Wellen genießen. Tatsächlich gäbe es dort einen eigenen Grillplatz, allerdings ist Feuer machen verboten. Schade, wir haben noch immer Marshmallows dabei.

Dann suchen wir uns aber noch einen Campingplatz in der Nähe von Visby und machen uns auf den Weg. Da uns dann doch noch ein paar Sachen fehlen, gehen Georg und Kaja noch schnell einkaufen. Schnell ist vielleicht dann doch ein mutiges Wort, weil die Schlange vor der Kassa ist dann doch sehr lang. Und das hat auch seinen Grund. Jeder bezahlt nämlich mit Swish, einer schwedischen Onlineüberweisung. Wir haben aber keines davon. Die Kassiererin versucht zwar uns zu erklären, dass der Server down ist und Kartenzahlung nicht geht, aber Kaja meint ganz selbstbewusst dass es schon gehen wird. Bei der Wartezeit will man nicht alles wieder zurück tragen. Und tada, alles funktioniert wunderbar. Das einzige was nicht klappt, ist unser Campingplatz. Der ist nämlich voll. Aber glücklicherweise gilt in Schweden das Allemannsrätten, das Recht überall in freier Natur außer Sichtweite von Häusern zu übernachten wenn es nicht explizit verboten ist. Also suchen wir uns den nächsten Parkplatz am Meer und lassen den Abend mit Pistazien an der Klippe ausklingen n

16.7 – Visby und die Kirchen

Heute ist unser letzter Tag auf Gotland und auf dem Plan steht Visby. Kaja hat allerdings entdeckt, dass die Villa Kunterbunt ganz in der Nähe von uns ist. Also beschließen wir noch auf einen Sprung vorbeizuschauen. Allerdings gehört die Villa zu einem Freizeitpark und wir können nur durch ein Geschäft einen Blick darauf werfen. Schade, aber weiter geht’s.

Nach Visby starten wir durch das Osttor und beginnen durch die Stadt zu spazieren. Da sehen wir auch sehr bald die Kirchenruinen. Mitten in Visby gibt es nämlich zumindest 5 Kirchenruinen, so viele haben wir nämlich gesehen.

Als erstes spazieren wir in die St. Catherine Kirche, die direkt am Marktplatz steht. Bis auf das fehlende Dach, eigentlich eh noch ganz intakt. Als nächstes gehen wir zur St Lars Kirche. Da kann man sogar in den Wänden noch hinauf gehen.

Die St. Drotten Kirche wird gerade renoviert und weil es ein bisschen zum Regnen beginnt, beschließen wir uns eine Kirche mit Dach anzuschauen. Die ist sogar so funktionsfähig, dass wir mitten in einen Gottesdienst reinstolpern. Kurz hören wir zu, aber dann beschließen wir den Regen doch eher in einem Café abzuwarten. Hier kommen wir auch zu unseren ersten Kanelbullar, schwedische Zimtschnecken. Dann beschließen wir dem Regen doch ein bisschen zu trotzen und Richtung Meer zu gehen.

Naja doch irgendwie trostlos und nach einem kurzen Spaziergang durch den botanischen Garten, wo wir übrigens die Ruinen der St Olof Kirche finden, beschließen Kaja und Eva in das Museum der Geschichte von Gotland zu gehen und Georg weitet seinen Spaziergang ein wenig mehr aus. Im Museum sind auch die Steine mit Mustern ausgestellt, die nur in Gotland anscheinend gemacht wurden.

Wir verschlingen jedes Wissen, dass wir kriegen können und als wir wieder draußen sind, scheint auch die Sonne wieder prächtigst. Als ob es nie geregnet hätte… Wir gehen noch einmal zum Meer und dann durch den botanischen Garten und es ist gleich viel schöner.

Kurz stärken wir uns noch mit einem Eis, dann gehen wir aber schon die Stadtmauern Richtung Auto ab. Am Weg dorthin kommen wir noch an der St Nikolai Kirche vorbei. Diese wird tatsächlich heute als Konzertort genutzt. Spannend ist auch, dass alle diese Kirchen ca um die gleiche Zeit gebaut wurden. Aber lange können wir uns eh nicht bei der Kirche aufhalten, schließlich geht unsere Fähre morgen um 3:40 und wir sollten vielleicht noch ein bisschen Schlaf davor bekommen.

17.7 – Durch Wald und Wiesen

Der Tag startet wieder früh, unsere Fähre geht dieses Mal zumindest um 3:40. Kurz holen wir uns noch ein paar Stunden Schlaf und dann fahren wir auch schon wieder in die Stadt hinein. Zuerst haben wir zwar das falsche Ziel, aber wir kommen rechtzeitig drauf und auch rechtzeitig am Hafen an. Da ist die Kontrolle der Boarding Passes wieder ganz entspannt, nur ein Ticket wird ein gescannt und er fragt ob eh nur drei Leute im Auto sind. Also eigentlich hätten wir mindestens fünf weitere Leute mitschmuggeln können😉

Georg geht sogar dieses Mal an Deck auf der Fähre, aber Eva und Kaja versuchen wieder Schlaf zu kriegen. Kurz vor 7 landen wir dann wieder auf Festland, wo wir uns aber schnell einen Parkplatz suchen um doch noch genug Schlaf zu kriegen. Es ist tatsächlich ein sehr netter Fleck, wie wir beim Aufwachen draufkommen. Naja kein Wunder, wenn da die Leute parken, die auf ihre Privatinseln fahren.

Dann zieht es uns Richtung Ystad durch die grünen Weiten Südschwedens. Unsere Mittagspause legen wir spontan auf einer Autoraststätte ein, weil vor uns gerade Unfall passiert ist und sich nichts weiter bewegt. Tatsächlich kaufen wir auch endlich einmal Wasser nach. Da wir die letzten Tage eher wildgecampt haben oder nicht wirklich Wasser nachfüllen konnten, ist auch der Frischwassertank leer geworden. Kaja schmeckt das gekaufte Wasser nicht, Eva sagt es ist kalkhaltiger und Georg merkt keinen Unterschied. Andere Länder, andere Wassergeschmäcker.

In Ystad kommen wir dann leider doch ein bisschen später an und da der Campingplatz absolut chaotisch ist, trauen wir uns nicht mehr wirklich unseren Platz herzugeben und Ystad anzuschauen. Leider. Das Motto des Platzes ist nämlich, dass die Besitzerin nicht weiß ob noch Platz frei ist. Man muss selber durchschauen und sich was suchen, weil jeder darf parken wie er will. Dann zahlt man über eine Website und kriegt den Code zu einer Box mit Schlüsselkarte zum Rausfahren. In unserer Box ist keine Schlüsselkarte und die Besitzerin unauffindbar. Aber da es nicht wirklich einen Schranken gibt, für den die Schlüsselkarte wäre, ist es auch egal.

Für den Abend setzten wir uns dann noch raus und spielen noch eine Runde Phase 10. Kaja gewinnt zum ersten Mal im Urlaub. Man muss aber auch sagen, heute hat sie eine Glückssträhne. Es gibt nämlich das Spiel ob Kaja sich öfters den Kopf anhaut oder ob Eva öfters vergisst die Handbremse vor dem Losfahren zu lösen. Das hat sie heute auch gewonnen, aber leider wurde von der Redaktion der genaue Spielstand zensiert. 😉

18.7 – Stadt der tollen Türme

Wir freuen uns in der Früh wieder einmal auf eine schön warme Dusche, allerdings werden wir bald geweckt. Warmwasser ist nämlich nicht vorhanden. Vielleicht war es das einmal aber bei drei Duschen auf ca 40 Stellplätze ist das auch bald mal weg. Naja nach einem schnellen Frühstück packen wir zusammen und machen uns auf den Weg nach Kopenhagen. Mittlerweile sind wir richtig effektiv im Zusammenpacken.

In Kopenhagen finden wir auch eine Parkgarage, die genau für 2,10 Meter ausgelegt ist, glücklicherweise sind wir 2,10 hoch. Bisschen gruslig ist es schon und als wir aussteigen, sehen wir es fehlt echt net viel, aber wir kommen ohne Probleme zu einem Parkplatz (Spoiler wir sind auch ohne Probleme wieder raus)

Dann spazieren wir durch Kopenhagen und genießen die Architektur. Kopenhagen hat echt viele coole Türme, nur leider waren sie meistens zu weit weg und die Fotos sind nicht gut geworden. Irgendwann kommen wir auch dann zum Kanal und machen natürlich ein paar Fotos. Nur muss man aufpassen, wir bieten einmal einen älteren Paar an ein Foto zu machen und schon stehen wir plötzlich als professionelle Fotografen auf der Brücke.

Naja nach drei Gruppen stehlen wir uns davon, weil wir haben dann doch schon Hunger. Kaja kommt auch endlich zu ihrem Fisch und wir genießen unser Essen zu Livemusik.

Dann spazieren wir noch weiter den Kanal auf und ab, holen uns zur Nachspeise noch ein Eis und gehen Richtung kleine Meerjungfrau. Georg schwärmt uns schon die ganze Zeit vom Schloss Amalienborg vor, einem Palast der direkt am Kanal liegt, den er letztes Jahr bewundert hat. Allerdings ist der ganze Palast seit fast einem Jahr ist Renovierung und wir schauen nur Baustellenzäune an. Aber zumindest gibt’s paar Segelboote, die am Weg liegen.

Bei der kleinen Meerjungfrau setzten wir uns kurz noch hin und Eva liest das wahre Märchen vor. So gut wie im Disneyfilm geht die nämlich nicht aus. Aber ein Foto ohne Touristen kriegen wir ja dann doch noch. Das ist natürlich der Nachteil, wenn es nicht regnet während wir eine Stadt anschauen. Übrigens das erste Mal auf unserem Urlaub, dass es nicht regnete während wir eine Stadt anschauen.

Wir spazieren durch einen Park zu dem Bus zurück. Als wir bei einer größeren Öffistation vorbei kommen, sehen und hören wir auch eine Band mit Didgeridoo auftreten. Georg als professioneller Didgeridoo Spieler am Staubsaugerrohr genießt das natürlich.

Aber dann sind wir auch schon wieder am Weg Richtung Deutschland und schlagen schließlich noch in Dänemark unsere Abendlager auf.

19.7 – On the Road again

Wir haben heute wieder einen Autofahrtag vor uns. Aber da wir nicht durch ganz Deutschland müssen, nur durch halb Deutschland, drücken wir den Wecker noch ein paar Mal weg, bis wir wirklich aufstehen.

Bald sind wir auch über die dänisch-deutsche Grenze und schon genießen wir die deutschen Autobahnen. Also eigentlich den Stau. Den Hamburger Stau nutzen wir auch gleich zum Brote schmieren. Ein paar Staus umfahren wir dann doch, aber irgendwann kommen wir dann doch in Leipzig an. Da finden uns auch einen Campingplatz, dieses Mal wollen wir mehr Schlaf als letztens in Deutschland.

Wir kochen noch, genießen die heissen Duschen und lassen dann den Abend gemütlich ausklingen.

20.7 – Kulturausflug

Wir starten früh nach Leipzig auf der Suche nach einem Parkhaus. Und das ist tatsächlich schwieriger als gedacht. Weil anscheinend sind alle Autos in Leipzig nur 2 Meter hoch, wir sind dann aber doch ein bisschen größer. Dann finden wir endlich eine Parkgarage und wollen hineinfahren. Nur kommen wir drauf, dass sie doch nur für 2 Meter ist. Elegant fahren wir rückwärts die Rampe wieder rauf. Zumindest haben wir ein ausländisches Kennzeichen.

Wir geben auf und suchen uns irgendwo einen Parkplatz und spazieren in die Innenstadt. Da werden wir gleich vom Rathausturm begrüßt.

Wir schlendern noch weiter durch die Innenstadt zur Thomaskirche. Die ist ja für einen der ältesten Knabenchöre und Johann Sebastian Bach als Thomaskantor bekannt. Haben wir doch gut im Musikunterricht aufgepasst. Oder uns zumindest mit ein bisschen Nachhilfe erinnert. Wir sind so früh dran, dass die Kirche noch gar nicht offen ist, also spazieren wir weiter.

Über den Marktplatz geht es zur Mädler – Passage, wo es nicht nur Geschichtstafeln über Leipzig gibt, sondern auch Statuen von Szenen aus Faust von Goethe. Hat ja schließlich auch in Leipzig gespielt. Langsam meldet sich aber auch ein kleiner Hunger und wir suchen eine Bäckerei. Am Weg stolpern wir noch über einem DM, wo Kaja noch schnell Einkaufsaufträge für ihre Familie erledigt. Da stoßen wir auch wieder auf eine Sprachbarriere. Sackerl ist für Deutsche doch ein Fremdwort.

Mit Weckerl im Magen schauen wir weiter und kommen zum Campus Augustusplatz der Universität. Wir beschließen uns auch die Uni anzuschauen und wie es der Zufall will stolpern wir auch gleich in die Fakultät für Mathematik und Informatik. Is allerdings schon viel schöner als die Inffeldgasse, müssen wir zugeben. Übrigens gab es hier einmal die Paulinerkirche, die zwar den Krieg heil überstanden hat, aber dann in DDR Zeiten gesprengt wurde und dann durch ein Universitätsgebäude ersetzt wurde. Bei der Neugestaltung beschloss man an die alte Fassade ein wenig Tribut zu zollen.

Bei unserem Spaziergang kommen wir noch beim Bundesverwaltungsgericht vorbei, sehen den Rathausturm aus allen Winkeln und beschließen dass es jetzt spät genug für die Thomaskirche ist. Sie hat offen und wir genießen auch die Innenarchitektur. Tatsächlich hat die Kirche ca 1500 Sitzplätze. Verständlich warum Bach ein paar seiner Werke hier uraufgeführt hat.

Wir haben aber noch einen weiten Heimweg vor uns, deswegen starten wir dann doch Richtung Graz. Und damit sagen wir auch schon hej då

30.3 – 31.3 In 30 Stunden von Graz nach Helsinki

Weil wir ja doch 21 Stunden reine Autofahrzeit vor uns haben und die Fähre am Freitag um halb elf am Abend in Tallinn losfährt, ergibt die Mathematik, dass wir schon am Donnerstag starten müssen. Eva hat noch eine Prüfung am Abend und dann geht die Fahrt Richtung Tallinn auch schon los.


Österreich verlassen wir sogar noch alle wach und auch die Fahrt durch Tschechien vergeht auch wie im Flug. In Polen schlafen zwar fast alle (bis auf Fahrer und Beifahrer) und um 8 Uhr in der Früh kommen wir auch schon in Litauen an. Obwohl der größte Teil der Fahrt eigentlich durch Polen war, dauert die Fahrt durch die baltischen Staaten doch viel länger, da es nur Schnellstraßen gibt. Dank Nicoles Gebete auf eine Grenzkontrolle (sie hofft die Stempel der Länder in ihren amerikanischen Pass zu kriegen), werden wir auf der Grenze von Litauen nach Lettland heraus gewunken. Hier bestätigt sich auch, dass jeder einen Reisepass oder einen Personalausweis mit hat. Einen Stempel kriegt Nicole leider nicht. Der Kofferraum wird auch geöffnet, aber da die vielen Paletten Bier tatsächlich nur für den persönlichen Gebrauch sind, können wir ohne Probleme weiterfahren.
Am Vortag wurde schon gut vorgekocht und wir beschließen eine kleine Mittagspause in Lettland an einem Strand in der Nähe von Riga einzulegen. Flo, Imi und Georg beschließen allerdings das man den Strand auch fürs Baden nutzen kann und springen noch schnell in das Wasser, dass sicher unter 10 Grad hat.

Dann geht die Fahrt aber auch schon weiter und wir kommen auch endlich in Tallinn an. Sogar pünktlich, eine halbe Stunde vor dem CheckIn. Ein bisschen länger müssen wir dann ja doch noch warten und nach einer Stunde fahren wir schließlich auf die Fähre auf.

Dort ist fast nichts los. Es gäbe aber Spielautomaten genug, wo wir auch schon die ersten Truckfahrer stehen sehen. Der vegetarische Burger von BurgerKing wird noch getestet und dann haben wir die Fahrt ziemlich gut mit Kartenspielen und Schlafen überstanden.
Ganz am Ende waren wir aber dann doch noch nicht, eine halbe Stunde fahren wir noch mit dem Auto durch Helsinki bis wir bei unserem Airbnb angekommen sind.

10.4-11.4 – Von Tallinn nach Graz

Um 10 starten wir wieder unsere Reise Richtung Graz. Ein bisschen verspätet starten wir dann aber doch, weil wir noch Essen für die Reise kaufen müssen. Das dauert durchaus lang, weil alles übersetzt werden muss um zu schauen ob es vegetarisch. Anscheinend sind die Esten aber nicht genau so mit ihrer Beschriftung, weil in der vegetarischen Pizzarolle dann doch Schinken drinnen ist. Zumindest haben wir zwei Nicht-Vegetarier mit. Die Fahrt durch die baltischen Staaten zieht sich wieder ein bisschen weil es keine Autofahrten gibt und man generell dort fast am Pannenstreifen fahren muss, weil anscheinend Straßen, die für unsere Augen zweispurig sind, für andere vierspurig gesehen werden. Komisch. Naja, manche „teleportieren“ auch einfach, in dem sie die Augen schließen und einschlafen. Wir werden wieder zwischen Litauen und Lettland herausgewunken, aber wir haben auch wieder alle Reisedokumente aus Finnland mitgenommen und wir dürfen wieder weiterfahren. Auch beim nächsten Grenzübergang zu Polen werden wir wieder heraus gewunken. Dieses Mal ist es ein längeres Unterfangen, weil wir werden sogar mit unserem Namen aufgerufen. Zumindest glauben wir das, sie haben konsequent polnisch mit uns gesprochen und wir haben nur manchmal unsere Namen herausgehört und uns gemeldet. Auch der Zulassungsschein wird genauer angeschaut und dann steigen die zwei Polizistinnen in das Auto ein und beginnen auch alles genauer mit dem Chip zu Überprüfen. Anscheinend wurde eine von ihnen eingeschult, weil wir sind sogar länger dort gestanden, als die LKWs vor uns. Aber irgendwann kriegen wir auch wieder alle Papiere zurück und weiter geht die Reise. Um 8 Uhr in der Früh kommen wir dann aber auch schon in Graz an. Georg wird nach Stattegg nach Hause gebracht und dann fahren wir auch schon zum Auto putzen. Da wir anderen alle eigentlich Nachbarn sind, lagern wir nur noch schnell unsere Sachen bei Imi und Mos WG zwischen und fahren zur nächsten Waschbox. Es wird gesaugt, gewischt und gekärchert. 2 Wochen Dreck haltet sich dann doch sehr gut. Damit ist aber unsere Reise auch schon zu Ende. Danke fürs Mitlesen.

2.4 – Monuments of Helsinki

Vielleicht war der Abend dann gestern doch noch länger und weil wir ja dann doch auf Urlaub sind, stehen wir etwas später auf. Auf unserem Weg in die Stadt, fahren wir wieder an der Kathedrale vorbei und sehen eine große Gruppe an Leuten in blauen und rosa Overalls. Nicht unbedingt eine große Genderreveal Party, sondern eine Unitradition, wie uns Sophie später erzählt. Anscheinend gibt es hier pro Studiengang verschiedene Farben für Overalls und wenn man auf eine Studentenparty geht, zieht man die an und bekommt auch Patches, die man annähen kann.

Wir genießen noch den frühnachmittag in einem Cafe, wo wir auch dann Sophie treffen und spazieren dann zu einer orthodoxen Kirche, die wir uns anschauen wollten. Leider war heute kein Gottesdienst, sonst hätte sie nämlich offen gehabt, aber so konnten wir sie nur von außen bewundern. Zum Trost gibt es daneben noch einen Spielplatz, den wir natürlich ausnutzen.

Danach machen wir uns aber auch schon auf den Weg zur Stadtbibliothek. Was vielleicht nicht ganz so verlockend klingt, aber tatsächlich hat Helsinki da dann doch mehr Geld reingesteckt. Die Stadtbibliothek ist nicht nur ein modernes Gebäude, sondern hat für die verschiedensten Freizeitaktivitäten Platz.

Zum Beispiel gibt es unten ganz viele Schachtische und man kann gratis Nähmaschinen, CNC Fräsen, Laser Cutter oder 3D Drucker nutzen. Es gibt auch die verschiedensten Räume zum vorreservieren, zum Beispiel Tonstudios, Besprechungsräume oder Gaming Rooms mit VR-Brillen, wo wir sogar eine gesamte Familie drinnen sitzen sehen. Die Kinder spielen, die Mutter strickt, der Vater schaut zu. Georg und Imi duellieren sich noch im Schnellschach, dann machen wir uns auf den Weg zum Junky Vegan, einen Burgerladen in der Nähe.

Der eigentliche Plan ist nämlich uns den Sonnenuntergang in einem kleinen Cafe am Wasser anzuschauen, aber da es dort nur Zimtschnecken gibt, essen wir noch einmal gescheit etwas davor. Etwas zu spät kommen wir an, aber Sophies deutsche Erasmuskollegen sind natürlich pünktlich. Das Cafe Regatta ist zwar sehr winzig und wir müssen draußen sitzen, aber wenn man warm angezogen ist, ist das natürlich kein Problem. Außerdem machen sie auch noch Feuer und man kann Würstel oder Marhsmallows dort grillen.

Da uns dann doch ein Haus im Weg ist, spazieren wir die Bucht aus und genießen den Sonnenuntergang. Ein paar vom Land aus, ein paar vom Wasser. Naja, wenn das Eis über 20cm dick ist, ist es natürlich auch gar kein Problem.

Den Abend beenden wir noch gemütlich mit ein paar Kartenspiele und dann gehen wir auch schon schlafen, weil morgen wollen wir tatsächlich früh aufstehen.

3.4 – Finnisches Kulturprogramm

Skandinavien und Finnland (wir haben gelernt, dass Finnland nicht zu Skandinavien gehört) ist bekannt für seine große Thriftszene und das steht heute auch am Plan. Um 10 Uhr in der früh sind wir außer Haus und schon unterwegs zu den ersten Thriftstores. Uff heißt eine Vintagekette und da stolpern wir als erstes auch schon rein. Bis auf die Männerauswahl, die bekanntlich in allen Arten von Kleidungsgeschäften eher klein ist, ist die Auswahl riesig und auch die Preise sind für Second-Hand sehr gut. In dem ersten Geschäft verbringen wir sicher eine Stunde und tatsächlich geht fast jeder mit einem Stück aus Laden. Wir genehmigen uns noch ein Frühstück in einem Cafe und Georg stoßt zu uns, er wollte noch ein bisschen ausschlafen.

Dann sind wir aber schon am Weg zu dem nächsten Uff und auch hier können wir uns austoben. Zwar war die Auswahl in dem Ersten größer, aber das liegt wahrscheinlich auch daran dass dieser Uff in der Stadt drinnen liegt. Nach dem dritten Uff, beschließen wir aber dass genug geshoppt wurde für heute und wir machen uns auf dem Weg zur Temppeliaukio-Kirche, die in den Stein gehauen wurde.

Dort stimmt auch ein Mann die Orgel und bald danach kommt eine Frau und sie proben gemeinsam. Haben wir doch noch ein bisschen finnische Musikbildung bekommen. Wir machen uns wieder auf den Weg zu unserem Appartment um die Sachen abzuladen. Georg und Luca beschließen noch einen Nap zu machen, Nicole und Flo gehen auf ihr Jahrestagdate und Katja, Imi, Mo und Eva beschließen noch das eigene Viertel zu erkunden.

Nachdem wir ein bisschen länger ziellos durch das Viertel gestreunert sind und die Gegend bewundert haben, stoßen wir auf ein syrisches Restaurant. Dort wird einmal quer durch die Bank bestellt und geteilt und ziemlich zufrieden und satt machen wir uns weiter auf den Weg. Imi will noch ein Neubauviertel anschauen, deswegen spazieren wir in die Richtung. Das Neubauviertel wird zwar noch gebaut, aber sieht auch ganz nett aus. Dann machen wir uns aber schon wieder auf den Weg zurück, weil wir haben Georg und Luca versprochen, dass wir ihnen noch Essen mitbringen. In einem Shoppingcenter, indem angeblich die Metro und der Bus fahrt, packen wir noch ein paar Falafelrolls ein und dann beginnen wir auch schon die Öffis zu suchen. Nachdem wir uns dreimal mindestens in dem Einkaufszentrum verirrt haben und bei der Metro auf der falschen Seite gelandet sind, finden wir endlich den Bus und fahren wieder Richtung Appartment. Leider haben wir vergessen nachzuschauen wo wir aussteigen müssen, deswegen machen wir nochmal einen kleinen Spaziergang durch unser Viertel. Georg, der unseren Standort schon hatte, fand es anscheinend frustrierend, wie sich das Essen von ihm wegbewegt hat.

Frisch gestärkt vertreiben wir uns noch ein wenig die Zeit mit Kartenspielen bis es dunkel ist, weil wir wollen heute noch in die Sompasauna gehen. Die Sompasauna ist gratis und direkt an einem See. Also gibt es dort nicht wirklich Umkleiden oder Duschen, aber zum Abkühlen kann man in den See gehen, wo ein Loch in das Eis gehackt wurde. Die Idee ist, dass jeder der vorbeikommt sein eigenes Holz hackt und selbst einfeuert, aber am Abend sind dann schon so viele Leute da, dass es gar nicht nötig ist. Anders zu Österreich empfiehlt uns Sophie kein Handtuch mit in die Sauna zu nehmen, da dort fast andauernd Wasser auf den Ofen gegossen wird und es sehr feucht ist. Auch gibt es dort keine Dezibelgrenze wie in Österreich, das heißt wir kommen mit den verschiedensten Leuten ins Gespräch. Interessant ist auf jeden Fall, dass uns fast jeder hier versteht – entweder weil man selbst deutsch ist oder weil die Finnen tatsächlich in der Schule Deutsch lernen können.

Ganz weichgekocht holt Luca uns dann doch noch mit dem Auto ab und wir holen uns etwas zum Essen bevor wir schlafen gehen.

1.4 – Inseln von Helsinki

Der Tag startet nicht ganz so früh, weil irgendwo müssen ja noch die Schlafdefizite aufgeholt werden. Nur Luca und Imi haben das Los gezogen um neun einen Parklplatz zu suchen, da man in unserer Gegend nur bis 9 Uhr gratis parken darf. Um elf sind dann aber schließlich alle aus den Federn und Sophie ist schon auf dem Weg zu uns.

Auf dem Plan steht heute Suomenlinna, eine Insel vor Helsinki. Praktisch, dass die Fährenfahrt bereits in unseren Tagestickets für die Öffis inbegriffen ist. Die Fahrt wird natürlich auf Deck genossen und tatsächlich ist es gar nicht so kalt – nur ca 0 Grad, aber wir sind ja alle warm angezogen.

Suomenlinna ist eine alte Meeresfestung und auf der Insel stehen ein paar nette alte Festungen und auch ein altes U-Boot. Außerdem haben wir wunderschönes Wetter erwischt, also ist es ein netter Spaziergang über die Insel.

Ein bisschen fühlt man sich fast aber schon wie zuhause, weil jeder zweite spricht hier deutsch. Durch so eine alte Festung führen auch ein paar alte Tunnel und die werden natürlich noch erkundet.

Wieder zurück am Festland, suchen wir uns noch einen Hesburger, eine finnische Fastfoodkette, die Flo unbedingt ausprobieren wollte. Umgehaut hat sie niemanden von uns, aber zumindest gab es vegetarische Optionen. Eigentlich wollten wir uns dann noch die Bibliothek anschauen, aber da wir uns um 7 Uhr bei Sophie treffen wollen um mit ihren Studienkollegen vorzuglühen und nachher noch fortzugehen, verschieben wir das auf morgen und machen uns auf den Weg um noch etwas einzukaufen. Ein paar von uns müssen ja noch ihre Schlafdefizite auffüllen.

4.4 – Die Welt ist ein Dorf

Heute geht es nach Tampere. Sophie kommt auch mit uns mit, hat aber noch bis 12 Uhr Uni. Da wir auch CheckIn um 12 Uhr haben, checken wir gemütlich aus.
Da wir erst um 16 Uhr in unserem Airbnb einchecken können und nur 2 ½ Stunden nach Tampere mit dem Auto brauchen, beschließen wir einen kleinen Umweg durch einen Nationalpark zu machen.

Am Weg kommt Luca drauf, dass Freunde von seiner Familie ja doch gar nicht so weit entfernt wohnen. Nach einem kurzen Telefonat beschließen wir einen kleinen Abstecher nach Jyväsklyä zu machen.
Am Weg bleiben wir noch einmal stehen und spazieren über einen zugefrorenen See. Die gibt’s hier sehr oft und das Eis ist sehr dick, kennt man gar nicht aus Österreich.

Nach einer kleinen Schneeballschlacht starten wir aber schon wieder los, aber die Natur lasst sich auch sehr gut aus dem Auto bewundern. Auch wenn die Straße etwas holpriger sind, aber so schlimm wie Polen kann es eh nicht mehr werden.
In Jyväsklyä treffen wir Rika und ihre Familie in einem Pub. Tatsächlich kommen wir dort auch drauf, dass Imi mit der älteren Tochter sogar gleichzeitig im gleichen Kindergarten war. Die Welt ist doch ein Dorf. Irgendwann müssen wir uns aber dann doch auf den Weg nach Tampere machen, weil uns noch zwei Stunden Fahrt fehlen. Supermärkte haben in Finnland noch länger auf und wir kaufen Zutaten für Wraps und starten Richtung Tampere.
Etwas eisig ist der Weg vor unserem Airbnb doch, aber sicher kommen wir an und kochen schnell noch Abendessen, bevor wir fertig in unsere Betten fallen.

5.4 – Horrorhütte in Tampere

Unser Airbnb ist eine halbe Stunde von Tampere mit dem Auto entfernt und wir beschließen einen Ruhetag einzulegen. Manche starten mit einem ausgedehntem Spaziergang, manche arbeiten noch für die Uni.

Georg und Sophie starten danach sogar noch danach auf eine kleine Laufrunde – Georg mit kurzer Hose. Damit neigt der Tag sich allerdings schon eher dem Ende zu und wir kochen gemeinsam Curry. Das Airbnb ist nicht nur ein sehr großes Haus, sondern hat auch eine eigene Sauna. Die wird natürlich eingeheizt und wir schwitzen uns noch ein bisschen zu Tode. Katja beschließt noch einen Spaziergang in der Abenddämmerung zu machen. Tatsächlich haben wir schon die ganze Zeit Witze gemacht, dass uns ein Axtmörder findet, weil wir so abgelegen alleine wohnen. Und Katja kommt früher von dem Spaziergang zurück, weil ein fremdes Auto bei uns in der Einfahrt steht. Aber tatsächlich nur jemand, der sich wahrscheinlich verfahren hat, weil es steigt kein Axtmörder aus, sondern des Auto fahrt wieder weg. Somit ist die Gefahr gebannt und wir beenden den aufregenden Abend wieder einmal mit mehreren Kartenspielen. Das heißt übrigens, dass der Titel nur Clickbait war, das Airbnb war nämlich absolut super und wir waren mit allem zufrieden.

6.4 – Kapitalismus, Kirchen und Kommunismus

Heute beschließen wir uns Tampere anzuschauen. Imi und Luca schaffen es zwar nicht pünktlich aufzustehen, aber die Musikanlage in dem Haus ist eh gut genug, dass wir einen guten Wecker abspielen können. Damit starten wir auch schon in Richtung Tampere und suchen uns außerhalb einen Parkplatz und spazieren Richtung Innenstadt.

Der erste Stopp ist die Kauppahalli. Manchmal ist finnisch doch ein bisschen intuitiver, den es ist eine Kaufhalle. Wir spazieren durch und genießen Architektur und Gerüche und machen uns dann auf den Weg zum nächsten Kirchenturm, den wir sehen. In der Kirche ist es erstaunlicherweise warm, anscheinend hat die finnische Kirche Geld zum Heizen. Singen drinnen wär schon mal schön, aber wir beschließen, dass eine 21-stündige Autofahrt mit dem gesamten Chor doch anstrengender wäre.

Als nächstes haben wir uns das Lenin Museum rausgesucht und dort bekommen wir sogar billigeren Eintritt mit unseren österreichischen Studentenausweisen. Finnland hat ja sehr viel Vergangenheit mit Russland und Lenin und Stalin haben sich zum ersten Mal in Tampere in dem Haus getroffen, in dem das Museum steht. Durchaus interessant, weil man über die finnische Situation im 2. Weltkrieg nicht so viel gelernt hat in der Schule. Zur Kinderunterhaltung gibt’s auch ein uraltes Tetris, auf wahrscheinlich einen der ältesten Computer, die wir alle jemals gesehen haben.

Weil wir sowieso nicht so viel Plan hatten, was wir noch so anschauen wollten, suchen wir uns den nächsten Kirchenturm und spazieren durch die Stadt. Die Kirche ist zwar geschlossen, aber schaut von außen auch schön aus.

Langsam meldet sich auch der Hunger und wir fallen beim nächsten Italiener ein. Bei unseren bisherigen Spaziergang haben wir auch schon zwei Uffs entdeckt und wir beschließen dort auch noch reinzuschauen. Allerdings fehlt bei beiden ein bisschen der Charme, Zitat Luca: „Die schauen aus wie schlecht sortierte H&Ms“ und wir beschließen wieder den Heimweg anzutreten. Davor gehen wir noch schnell einkaufen, weil wir haben heute noch asiatische Nudelpfanne zum Abendessen geplant. Nach dem Abendessen wird wieder die Sauna eingeheizt und damit ist der Tag auch schon zu Ende.

7.4 – Rammstein in Turku

Unser heutiges Ziel ist Turku und nachdem wir das Haus geputzt haben, machen wir uns auch schon auf den Weg. Direkt wäre die Fahrt ja etwas kürzer, aber wir beschließen über die Küste zu fahren und die Gegend zu genießen.

Schließlich kommen wir in unserer kleinen Hütte mitten im Wald in Naantali, einer Insel vor Turku an.

Beim Fortgehen in Helsinki wurde uns ein Club in Turku empfohlen, also kochen wir noch etwas, essen und machen uns dann schon auf den Weg nach Turku. Zur finnischer Clubkultur gehört auch dazu, dass es immer eine Schlange gibt vor Clubs, auch wenn sie leer sind. Wir habe uns aber tatsächlich schon im Vorverkauf Karten geholt und warten deswegen nur ca 5 Minuten, bis wir in den Club kommen.

Irgendwann enden wir dann auch in der dazugehörigen Karaokebar, wo wir beschließen zu schauen wie viele deutsche Lieder es den so gibt. So kommt es, dass wir alle zum ersten Mal Rammstein auf einer Bühne singen. Ob man uns dabei ansieht (anhört), dass wir ein Chor sind? Eher nicht. Aber Rammstein verbindet, den danach sprechen uns ein paar Finnen an und wir kommen ins Gespräch. Wir singen mit ihnen noch einen finnischen Song, sie mit uns Rammstein und EAV. Tatsächlich hat man gegen Ende fast gleiche viel deutsche Lieder wie finnische in der Karaokebar gehört. Die Finnen versprechen uns morgen eine Tour nach Turku zu geben, dann machen wir uns aber schon irgendwann in der Nacht wieder auf den Weg nach Naantali.

8.4 – Turku’s Highlights

Wir gebens zu, wir haben gewettet ob sich die Finnen noch bei uns melden, aber tatsächlich kriegen wir eine Nachricht, dass sie uns am Nachmittag die Stadt zeigen könnten. Wir beschließen den Vormittag noch zu nutzen um Naantali zu erkunden und spazieren, teilweise klettern, über die Küste von Naantali.

Aber auf so Schären kann man auch gut nappen und Sonne baden. Dann machen wir uns aber doch irgendwann auf den Weg nach Turku, wo wir uns auf dem Hauptplatz mit den Finnen treffen wollen.

Sophie macht ein paar Fotos und schickt sie ihren Erasmuskollegen während wir warten. Und plötzlich wird sie in voller Lautstärke angeschrien. Es waren tatsächlich zwei ihrer Erasmuskollegen, die auch beschlossen haben nach Turku zu kommen und Sophie zu überraschen. Deswegen wollten sie auch Bilder haben um zu wissen wo wir gerade sind. Dann treffen wir auch schon die Finnen und sie beschließen uns ihre Burg zu zeigen.

Wir gehen eine längere Kanalpromenade entlang und es zeigt sich, dass die Finnen anscheinend etwas zu faul waren um Steine den Berg hinaufzuschleppen, weil die Burg steht nicht am Hügel neben der Stadt. Die Meinungen gehen zwar etwas auseinander über die Burg, aber im Großen und Ganzen war sie schon sehr nett.

Die Finnen zeigen uns auf der Karte noch eine Insel Muumimaailma, wo man auch schön den Sonnenuntegang anschauen kann. Man es auch raten und wenn man weiß dass die Mumins aus Finnland kommen, ist es leicht herauszufinden, dass auf der Insel ein Themenpark für die Mumins ist. Der Park ist leider geschlossen, aber der Sonnenuntergang trotz Kälte schön.

9.4 – Von Booten und Burgen

Wir starten heute früh, weil unsere Fähre um 10:30 in Helsinki geht und wir noch Sophie nach Hause bringen müssen. Während der Fahrt kommen wir auch drauf, dass wir bisher ca eine ganze L17 Distanz geschafft haben auf der Reise. Also wenn man im Ausland und 21 Stunden durch fahren dürfte, bräuchte man nicht ein Jahr 😉 . In Helsinki machen wir noch einen kleinen Biertausch. Der Vater von einem von Sophies Erasmuskollegen ist Geschäftsführer in einer Münchner Brauerei und hat Bier mitgebracht. Wir kriegen von jeder Sorte eines und geben noch Bier her, dass wir mithatten.

Tatsächlich erwischen wir auch unsere Fähre, die dieses Mal viel voller ist und dann verlassen wir auch schon Finnland. In Tallinn angekomen, dürfen wir noch nicht einchecken, aber wir suchen uns schon mal einen 24h Parkplatz. Spannenderweise finden wir drei direkt nebeneinander, wobei der eine 20€, der andere 14€ und der letzte 10€ kostet. Alternativ hat uns aber auch unser Airbnbhost empfohlen, einfach uns irgendwohin zu stellen und die 30€ Strafe zu kassieren. Wir beginnen uns die Altstadt anzuschauen und stolpern als erstes gleich einmal in eine orthodoxe Kirche hinein. Danach gehen wir ein wenig ziellos durch die Burg, die ein bisschen über der Altstadt sitzt und danach durch die Altstadt.

Die Altstadt hat wirklich sehr viel Charme und wir finden sogar unser Airbnb schon – direkt am Hauptplatz. Mos Mutter hat Ohrringe aus Tallinn und leider einen verloren, deswegen suchen wir das Geschäft, damit er den Ohrring nachkaufen kann. Das Geschäft ist ein traditionell estnisches Handwerksgeschäft mit den verschiedensten Sachen und wir verlieren uns sicher für Ewigkeiten darin. Besonders bei den verschiedensten Senfen und Marmeladen zum Kosten. Manche verlassen auch mit einem ledergebundenen Notizbuch mehr das Geschäft.

Als nächstes haben wir uns ein maritimes Museum rausgesucht und da spazieren wir auch schon. Es liegt zwar etwas außerhalb, aber zumindest können wir wieder durch Neubauviertel durchspazieren. Also ehrlich, nordische Neubauviertel schauen echt gut aus im Vergleich zu Österreichischen.

Im Museum angekommen, kann man sich zuerst die verschiedensten Boote anschauen, von Haabjas (traditionelle finnische Boote, die aus einem Stamm ausgehöhlt werden) über Eissegler und Segelboote bis zu einem Uboot. In dem Uboot bekommen man zwar ein bisschen Klaustrophobie, aber cool ist schon. Dann gibt es auch noch ganz viele interaktive Sachen, wo wir uns als Wikinger vekleiden oder einen Flugsimulator ausprobieren können. Da das Museum aber dann doch schon schließt und wir in unser Airbnb reinkommen, gehen wir wieder zu unserem Parkplatz und holen die Sachen und räumen das Airbnb ein. Eine Austauschstudentin aus Finnland, die momentan in Graz ist und Katja kennt, hat uns ein Lokal empfohlen. Das ist leider schon voll, aber daneben entdecken wir ein nettes Indisch-Asiatisches Restaurant.

Nachdem dem Essen machen wir noch einen längeren Verdauungsspaziergang durch die Stadt bei Nacht und beenden den Abend noch mit einer bayrischen Bierverkostung und Kartenspielen.